Studie: USA und Deutschland hinken bei Innovationskraft-Steigerung weit hinterher

Laut Darwin überlebt nicht die stärkste oder die intelligenteste Spezies - sondern die, die sich am besten auf Änderungen einstellt. Für die Wirtschaft dürfte das Gleiche gelten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Hightech-Strategien, Spitzencluster, Bildungs- und Qualifizierungsoffensiven, Masterpläne – nimmt man die Buzzword-Frequenz des Berliner Bildungs- und Forschungsministeriums als Maßstab, müsste sich Deutschland in Sachen Forschungsstandort und Innovationsförderung im internationalen Vergleich schon längst in ungeahnte Höhen katapultiert haben. Folgt man einer jetzt veröffentlichten Studie der unabhängigen "Information Technology and Innovation Foundation" (ITIF), stellt sich die Realität allerdings ganz anders dar. Denn danach gehört Deutschland zu den Ländern, in denen sich in der jüngeren Vergangenheit nur sehr wenig getan hat: In einer Rangliste mit insgesamt 40 Staaten und Regionen der Erde, die danach bewertet und klassifiziert wurden, welche Anstrengungen sie in den letzten 10 Jahren unternommen haben, um die eigene Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, belegt die Bundesrepublik lediglich Platz 35 (PDF-Datei).

Die größten Fortschritte konnten die Verfasser der Studie "The Atlantic Century: Benchmarking EU and U.S. Innovation and Competitiveness" in China und Singapur ausmachen, die jeweils um mindestens 19 Prozentpunkte zulegten, gefolgt von Litauen und Estland mit 18,4 respektive 18,1 Prozent. Ganz am Ende des 40er-Feldes liegen im Übrigen die USA, denen die Autoren Versäumnisse in nahezu allen Unterkategorien (Bildungsstand, Wissenschaftler-Anteil unter den Beschäftigten, private und öffentliche F&E-Investitionen, Anzahl und Qualität der wissenschaftlichen Publikationen, Wagniskapital-Einsatz, Firmen-Neugründungen, Breitbandverfügbarkeit, IT-Investitionen, Höhe der Unternehmenssteuern, Bürokratie-Hürden, volkswirtschaftliche Leistung, Anteil ausländischer Investitionen am Bruttoinlandsprodukt, Handelsbilanz) attestieren.

Bei der Beurteilung der aktuellen Innovationskraft kommt Deutschland im internationalen Vergleich immerhin noch auf Rang 15 – allerdings noch hinter Ländern wie Belgien, Dänemark oder auch Luxemburg; angeführt wird diese Liste von Singapur und Schweden. Negativ in Deutschland wirken sich laut Studie vor allem ein unterdurchschnittliches Bildungsniveau in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen sowie hohe Unternehmenssteuern aus – während etwa für Irland (Platz 1) unter Berufung auf Weltbank-Zahlen für 2008 ein Unternehmenssteuersatz von 9,6 Prozent angegeben wird, liegt Deutschland bei 23,6 Prozent. Punkten kann die Bundesrepublik in Sachen Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Unternehmensbereich (Platz 4), bei der Breitbandversorgung (Platz 5) und beim Bruttoinlandsprodukt (Platz 4). Den Ländern geben die Studienverfasser insbesondere den Rat, Firmen, die innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln, Steuererleichterungen zu gewähren. Auch sollten sie sich nicht scheuen, hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland ins eigene Land zu holen. (pmz)