LNG: Welchen Beitrag Flüssigerdgas wirklich zur Gasversorgung leistet

Binnen kurzer Zeit stellte Deutschland einen Teil seiner Gasimporte von Pipelines auf Schiffstransporte um. Wo der Umbau des Energiesystems aktuell steht.

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Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Die FSRU am LNG-Terminal in Wilhelmshaven

(Bild: mki / heise online)

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Zum 100. Mal hat in dieser Woche eine Lieferung mit flüssigem Erdgas Deutschland erreicht. Die bundeseigene Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) feierte das Eintreffen des Schiffes mit 165.000 Kubikmetern tiefkaltem Erdgas als "bedeutenden Meilenstein". Am Mittwochnachmittag traf das Schiff am LNG-Terminal in Wilhelmshaven ein, jenem Anlandepunkt, der nach wenigen Monaten Bauzeit Ende 2022 als erstes seinen Betrieb aufnahm. In der Stadt im Nordwesten befindet sich aktuell noch ein weiteres Terminal in Bau, dessen Fertigstellung sich aber offenbar verzögern wird.

Laut DET trafen 71 der 100 Lieferungen in Wilhelmshaven ein. Weitere 29 Schiffe entluden ihr Gas in Brunsbüttel. Das Liquefied Natural Gas (LNG) habe die "Energiesicherheit für Deutschland" und seine europäischen Nachbarn gestärkt, heißt es in einer Pressemitteilung. Die DET ist Betreibergesellschaft der LNG-Terminals in Brunsbüttel und Stade sowie der künftig zwei Terminals in Wilhelmshaven. Darüber hinaus gibt es noch privat betriebene Terminals in Lubmin und Mukran auf der Insel Rügen.

Tatsächlich ist es aber gemessen an dem weggefallenen großen Anteil Russlands in der Vergangenheit immer noch ein kleiner Beitrag, den LNG zur Versorgung leistet. Insgesamt 69.656 GWh Erdgas wurden im Jahr 2023 über deutsche LNG-Terminals nach Deutschland importiert, teilte die Bundesnetzagentur mit. Dies entspricht einem Anteil von 7 Prozent an den gesamten deutschen Gasimporten. In diesem Jahr dürfte der Anteil nach Berechnungen von heise online leicht steigen. Zwischen dem 1. Januar und dem 8. August 2024 lag er bei 8,2 Prozent der deutschen Importe. Von im Mittel 2402 GWh Gasimporten pro Tag sind in der Spitze 360 GWh den deutschen LNG-Terminals zuzuschreiben.

Aus Russland kamen bis vor ein paar Jahren noch 40 Prozent der europäischen Gasimporte. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee leiteten eine rasante Abkehr von russischen Gaslieferungen ein.

Am meisten hat zur Entspannung der Gasversorgung die Sparsamkeit von Haushalten und Industrie beitragen, sagt die Bundesnetzagentur. Im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch in den Jahren 2018 bis 2021 ging der Erdgasverbrauch im Jahr 2023 um 17,5 Prozent zurück. Private Haushalte und Gewerbebetriebe haben dabei 16,4 Prozent gespart. Der Rückgang des Verbrauchs in der Industrie gegenüber den Vorjahren betrug 18,3 Prozent. Auch in diesem Jahr entwickelt sich der Gasverbrauch Deutschlands weiter rückläufig.

Mit der Inbetriebnahme des zweiten Terminals in Wilhelmshaven wird der LNG-Import in Deutschland perspektivisch wohl noch weiter steigen. Wie beim vorhandenen Terminal ist der Einsatz eines Spezialschiffes, einer sogenannten Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) geplant. Diese soll als weltweit erste per Ultraschall einen Bewuchs ihrer Leitungen durch Muscheln, Algen und andere verhindern. Der Einsatz von Chlor beim ersten Terminal hatte für Diskussionen gesorgt. Umweltschützer kritisieren das Vorgehen scharf.

Aktuell sei die FSRU "Excelsior" aber noch in der Werft, berichtet die "Wilhelmshavener Zeitung". Der in Bau befindliche Anleger müsse indessen nochmal umgebaut werden, nachdem es Beschädigungen an der Metallkonstruktion und einer Leitung gegeben habe.

(mki)