23andMe-Kunden löschen ihre Daten und überfordern damit die IT
Nach der Insolvenz des Genanalyse-Unternehmens 23andMe wollen Kunden ihre Daten löschen. Die Systeme haben Schwierigkeiten, den Ansturm zu bewältigen.

23andMe
(Bild: T.Schneider/Shutterstock.com)
Nach der Insolvenz des Genanalyse- Unternehmens 23andMe wollen die Kunden ihre Daten löschen lassen. Doch das scheint nicht so einfach zu sein.
Über zwölf Millionen Kunden hat das Unternehmen, das dieser Tage Insolvenz angemeldet hat. Sie haben eine Speichelprobe eingesandt, damit das Unternehmen das Erbgut analysiert. Viele machen sich Sorgen, was nach einem Verkauf von 23andMe mit ihren Daten passiert, in wessen Händen diese geraten.
Sie wollen deshalb ihre Daten löschen. Damit scheinen aber die Systeme von 23andMe überfordert. Das Unternehmen habe Schwierigkeiten, den Löschersuchen nachzukommen, berichtet die BBC.
Probleme beim Einloggen
So sagten zwei Kundinnen aus den USA der BBC, dass sie Schwierigkeiten hatten, sich bei ihrem Account anzumelden. Sie hätten mehrfach versuchen müssen, sich einzuloggen. Eine der beiden wurde aufgefordert, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu nutzen. Sie habe den Verifizierungscode aber erst Stunden später zugeschickt bekommen.
Das Unternehmen erklärte, die Probleme durch den erhöhten Datenverkehr inzwischen gelöst zu haben. Wenn Nutzer Probleme hätten, auf ihr Konto zuzugreifen oder ihre Daten zu löschen, könnten sie sich an den Kundendienst wenden, sagte ein 23andMe-Sprecher der BBC.
Die eine Kundin sagte, sie habe zwei Stunden warten müssen, bis sie einen Berater habe sprechen können. Beide US-Kundinnen konnten ihre Daten löschen, sind aber skeptisch, ob das tatsächlich passiert ist.
Sie sei besorgt, dass 23andMe die Daten behalte, sagte die eine. Die andere befürchtet, dass ihre Daten bei einem Verkauf des Unternehmens mit verkauft werden, etwa an eine Krankenversicherung, auch wenn die aktuellen Datenschutzregeln des Unternehmens das ausschließen.
23andMe behält Daten trotz Löschung
Ihre Sorge ist nicht unberechtigt: Auch nach der Löschung eines Accounts behält 23andMe einige genetische Daten, zusammen mit dem Geburtsdatum und Geschlecht der jeweiligen Person, um, wie das Unternehmen erklärt, rechtlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Als bekannt wurde, dass das Unternehmen Insolvenzschutz beantragen wird, hat der kalifornische Justizminister Rob Bonta darauf hingewiesen, dass Bürger seines Bundesstaates das Recht haben, ihre Daten löschen zu lassen. Das gilt auch für Kunden aus Europa, 23andMe fällt unter die Datenschutzgrundverordnung DSGVO. Zudem können sie verlangen, dass das genetische Material im Besitz des Unternehmens zerstört wird.
Geplant ist, dass 23andMe am 14. Mai versteigert wird. Auch Bonta befürchtet, dass das genetische Material des Unternehmens dann in fremde Hände fällt. Es wäre nicht das erste Mal: 2023 wurde bekannt, dass Cyberkriminelle sich Zugang zu den Systemen von 23andMe verschafften und Kundendaten kopierten. Diese wurden später im Darknet zum Verkauf angeboten.
(wpl)