29-Millionen-Dollar-Klage gegen ICANN wegen Domain-Wartelisten

Die Domain Justice Coalition (DJC) will VeriSigns Exklusivrecht zur Vergabe ausgelaufener Domains nicht so ohne weiteres hinnehmen; nun hat ein erster Provider Klage eingereicht.

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Von
  • Monika Ermert

Die Domain Justice Coalition (DJC) hatte angekündigt, dass man VeriSigns Exklusivrecht zur Vergabe ausgelaufener Domains nicht so ohne weiteres hinnehmen werde. Jetzt hat das kanadische Unternehmen Pool.com Klage bei einem Gericht im Ottawa gegen den so genannten Waiting List Service (WLS) eingereicht. Der Neuling, der erst seit Juni im Geschäft mit den ausgelaufenen Domains ist und Verträge mit drei ICANN-Registraren hat, fordert die Aussetzung und Aufhebung der WLS-Zusage der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) an VeriSign und verklagt die private Netzverwaltung auf mindestens 29 Millionen US-Dollar Schadensersatz.

"Das von ICANN und VeriSign vorgeschlagene WLS würde nichts weniger bedeuten als ein Ende allen Wettbewerbs unter den Registraren um verfallene und gelöschte Domains und würde damit den Geschäftsplan des Klägers zunichte machen und ihn aus dem Geschäft drängen", heißt es in der Klageschrift. Während bislang der Schnellste das Rennen um die auslaufenden Domains macht -- laut pool.com-Ticker sind das momentan zum Beispiel 20.079 Domains --, sollen sie in Zukunft an den Inhaber der Waiting List Subscription gehen.

VeriSign habe mit Snapnames einen Mitbewerber von Pool.com mit der Abwicklung des Services beauftragt. Für Pool.com bedeute dies das Ende und einen katastrophalen finanziellen Schaden, ist sich die Firma sicher. Die Klage gegen ICANN baut darauf, dass es nicht den notwendigen satzungsmäßige Konsens innerhalb der Organisation gegeben hat und zudem ein Appell an ICANNs Beschwerdegremium nicht zugelassen wurde. Pool.coms eigenes Urteil lautet daher, ICANN habe mit VeriSign konspiriert und seine eigenen Regeln gebrochen.

Ob die kanadischen Richter die Sachlage trotz des späten Starts von Pool.com auch so sehen, steht allerdings in den Sternen. "Wir analysieren die Klage gerade und nehmen zu laufenden Verfahren in der Regel keine Stellung", erklärte ICANN-Sprecherin Mary Hewitt gegenüber heise online. "Wir halten die Klage aber für unberechtigt." Noch hat das US-Handelsministerium das letzte Wort über den WLS nicht gesprochen, Ende Juli soll sich eine weitere ICANN-Anhörung mit dem Thema befassen, das immerhin schon für einen Gesetzesvorschlag, den Fair, Transparent and Competitive Naming Act, gesorgt hat. Möglich, dass das Handelsministerium am Ende ICANNs Rettung sein wird. Zumal der Anführer der DJC, Dotster-Chef Clint Page, bereits ankündigte, dass noch weitere Unternehmen den Klageweg beschreiten wollen. (Monika Ermert) / (jk)