316 Millionen Musik-Downloads bedrohen die Phonobranche

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 316 Millionen Musik-Downloads aus dem Internet gezogen.

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Von
  • Klaus Peeck

Nach einer Studie der GfK wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 316 Millionen Musik-Downloads aus dem Internet gezogen und auf 133 Millionen Rohlinge gebrannt. Das sind 124 Prozent mehr als noch 1999. Nach Auffassung des Phonoverbandes handelte es sich "fast ausschließlich" um illegale Kopien. Rechnerischer Schaden für die Musikindustrie: 3,3 Milliarden Mark.

Dabei verlief die Umsatzentwicklung im Vorjahr angesichts ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen geradezu moderat: Um nur 2,2 Prozent ging der Umsatz der Phonobranche zurück. Da das Brennen von Musik-CDs und der kinderleichte Versand von Musikdateien aber nichts mehr mit der bekannten privaten Kopie auf Cassette zu tun habe, fordert der Phonoverbands-Geschäftsführer Peter Zombik im Rahmen der EU-Kopierschutzrichtlinie, "dass [...] die Regelungen zur Privatkopie restriktiv ausfallen." Zum Beleg einer fast seuchenartigen Ausbreitung der Musikpiraterie zitiert Zombik weitere Details aus der von seinem Verband in Auftrag gegebenen Studie.

Demnach brennen 13,7 Millionen Deutsche Musik auf Rohlinge, und zwar durchschnittlich 10 Stück pro Person und Jahr. In jeder Altersgruppe, "sogar bei den Personen über 50", liege der Anteil von Musik bei über 50 Prozent der Kopien. Allerdings brennt weniger als die Hälfte der aktiven Musik-Kopierer auch für Personen außerhalb des Haushaltes, "also nicht zum eigenen Gebrauch".

Von den 316 Millionen im letzten Jahr aus dem Internet gezogenen Musiktiteln gingen 94,5 Prozent unentgeltlich durch die Leitung, und den Löwenanteil (228 Millionen Stück) machten dabei Kopien aus Tauschbörsen à la Napster aus.

Inwieweit tatsächlich das Internet bereits zur treibenden Kraft für die sinkenden Umsätze der Branche geworden ist, mag angesichts der von der GfK erhobenen Zahlen aber bezweifelt werden: Denn obwohl nach GfK-Angaben nur 6,4 Prozent der Bevölkerung in den letzten 12 Monaten Musiktitel aus dem Internet geladen haben, gaben mehr als doppelt so viele, nämlich 14,6 Prozent der Befragten an, weniger Musik-CDs gekauft zu haben als früher. Umgekehrt fühlten sich 5,2 Prozent der Befragten im Erhebungszeitraum sogar beflügelt und kauften mehr Musik-CDs als früher.

Ebenfalls problematisch für eine verlässliche Prognose auf Basis der GfK-Daten scheint der Erhebungszeitraum der Studie, denn dieser läuft von April 2000 bis März 2001. Damit werden auch die Monate des großen Napster-Hypes erfasst, der aber bekanntlich im Frühjahr dieses Jahres durch Napsters rigide Filteraktivitäten sein jähes Ende fand. Wenn aber der überragende Großteil aller Tauschbörsen-Kopien über Napster abgewickelt wurde und nach dessen de-facto-Absturz keine niedrigschwellige Alternative "für die Masse" mehr bereitsteht, könnte eine Erhebung in Sachen Musik-Downloads in der "Nach-Napster-Ära" zu sehr enttäuschenden Ergebnissen kommen. Spannend dürfte also insbesondere die nächste GfK-Untersuchung ab April 2001 werden.

Der Phonoverband will sich dennoch "mit allen [...] zur Verfügung stehenden Mitteln" gegen den "massenhaften Musikdiebstahl wehren", beispielsweise mit den Forderungen zur Gesetzes-Verschärfung gegen Privatkopien und dem Kopierschutz bei Audio-CDs. (klp)