373 Sterne, 77 Exoplaneten und mehr: Genauester Atlas der Umgebung der Sonne

Dank Gaia gibt es nun den bislang präzisesten Atlas der weiteren Nachbarschaft unserer Sonne. Richtig abwechslungsreich ist es da nicht.

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Die direkte Umgebung der Sonne auf eine Eben projeziert.

(Bild: galaxymap.org, Twitter: @galaxy_map, CC BY-SA 3.0 IGO)

Lesezeit: 3 Min.

Auf Basis der Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia hat eine französische Astronomin mit mehreren Kollegen die bislang genaueste Karte der erweiterten Nachbarschaft unserer Sonne erstellt. In einer Entfernung von maximal 10 Parsec (etwa 32,6 Lichtjahre) gibt es demnach genau 373 Sterne, 83 bestätigte (und drei unbestätigte) Braune Zwerge und 77 bestätigte Exoplaneten. Es sei die bislang vollständigste Auflistung auf Basis der aktuellsten Gaia-Daten, die aber mit künftigen noch weiter verfeinert werde. Die Karten bieten nicht nur tolles Anschauungsmaterial für astronomisch Interessierte, sondern könnten anderen Forschenden helfen, etwa bei der Kalibrierung ihrer Daten, erklärt das Team.

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Gaia war 2013 gestartet worden und ist gegenwärtig womöglich das wichtigste Observatorium im All überhaupt. Mit einer Gigapixelkamera fotografiert es kontinuierlich das Firmament. Weil sich die Sonde derweil mit der Erde um die Sonne bewegt, können die minimalen scheinbaren Positionsveränderungen der Sterne verglichen und mittels der Parallaxenmessung deren genaue Entfernungen zu uns sowie ihre relative Bewegung ermittelt werden. Je länger die Datensammlung andauert, desto genauer die Daten und desto mehr Sterne können so vermessen werden. Der jüngste Datensatz umfasste fast zwei Milliarden Sterne. Auf diese Weise entsteht die mit Abstand genaueste Karte der Milchstraße und darüber hinaus, die für die Forschung von unschätzbarem Wert ist.

Wie die Forscher um Céline Reylé von der Université Bourgogne - Franche-Comté in Besançon nun in einem Fachartikel für Astronomy & Astrophysics erläutern, liefern die sonnennächsten Sterne fundamentale Daten für unser Verständnis von stellarer Physik und zur Milchstraße. Die zusammengestellte Datenbank umfasst nun nicht nur die präzisesten Ortsangaben zu den Nachbarn der Sonne, sondern auch weitere Daten – etwa zur Spektralklasse oder zur Helligkeit. Mehr als die Hälfte der Sterne (insgesamt 249) fällt demnach in die sogenannte Spektralklasse M – es handelt sich also um Rote Zwerge –, während es nur weniger als zwei Dutzend der Spektralklasse G gibt, zu der unsere Sonne gehört. Außerdem gibt es demnach 20 Weiße Zwerge in dieser Region.

Die engere Nachbarschaft unserer Sonne

(Bild: galaxymap.org, Twitter: @galaxy_map, CC BY-SA 3.0 IGO)

Etwa die Hälfte der Sterne beziehungsweise Braunen Zwerge ist allein unterwegs, es gibt aber auch 70 Doppelsternsysteme, 19 Dreifachsternsysteme, 3 Vierfachsysteme und sogar zwei Fünffachsysteme. Unter den Exoplaneten haben sie sogar welche aufgelistet, die künftig von Gaia direkt abgebildet werden könnten. Die gesamte Datenbank hat das Team ins Internet gestellt und dazu eine ganze Reihe von Visualisierungen erstellt. Dazu gehört eine frei zoom- und bewegbare Karte der Objekte, in der nicht nur zu erkennen ist, wo sie relativ zur Sonne liegen, sondern auch um was für einen Himmelskörper es sich handelt und ob dort Exoplaneten entdeckt wurden. Zweidimensionale Karten zeigen die Umgebung der Sonne in bis zu 5 und 10 Parsec Entfernung, eine zoombare Version versammelt alle Objekte mit Zusatzinformationen auf eine Ebene.

(mho)