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5-Euro-Bastlerboard aus China mit HDMI für Linux

Christof Windeck
5-Euro-Bastlerboard aus China mit HDMI für Linux

C-Sky GX6605S

(Bild: Hangzhou C-Sky Microsystems)

Das C-Sky GX6605S kostet weniger als ein Raspberry Pi, kann aber (manches) mehr als ein Arduino – und drin steckt ein steinalter Motorola-Kern.

Bei chinesischen Händlern wie Taobao und AliExpress findet sich das Bastlerboard C-Sky GX6605S zu Preisen ab 5 Euro. Herzstück des Einplatinencomputers ist das System-on-Chip NationalChip GX6605S mit HDMI und USB-Buchsen, auf dem ein abgespecktes Linux laufen kann.

Der Chip, der eigentlich für in China verkaufte TV-Empfänger entwickelt wurde, hat Arduino & Co voraus, dass man auf der Linux-Kommandozeile an einem PC-Monitor arbeiten kann. Er spielt sogar Videos ab, in seiner Firmware steckt Player-Software.

Gleichzeitig ist das C-Sky GX6605S [1] billiger als ein Raspbery Pi – jedenfalls in China. Inklusive Versandkosten nach Deutschland wird es deutlich teurer angeboten, bei AliExpress etwa für 26 US-Dollar als "Raspberry PieC-SKY Linux Development Board [2]".

Im NationalChip GX6605S [3] steckt ein Prozessorkern mit der 32-Bit-Mikroarchitektur (Instruction Set Architecture, ISA) C-Sky V1 (abiv1) [4]. Dahinter verbirgt sich Motorolas M*Core aus den 1990er-Jahren, seinerzeit auch microRISC Engine genannt. Hangzhou C-Sky Microsystems hatte diese Technik nach eigenen Angaben bis 2004 entwickelt, später dann aber die C-Sky ISA V2.

Künftig setzt C-Sky auf RISC-V; C-Sky wurde vor einigen Monaten vom chinesischen Handels- und Cloud-Giganten Alibaba übernommen.

Dem C-Sky GX6605S fehlen Netzwerkschnittstellen, außerdem sind lediglich 64 MByte DDR2-RAM vorhanden, und zwar direkt im Gehäuse integriert (System-in-Package, SIP). Der 32-Bit-Kern taktet mit weniger als 600 MHz, der Framebuffer ist für 720p-Auflösung ausgelegt.

Als Massenspeicher sind lediglich 4 MByte SPI-Flash vorhanden, darin liegen der Bootloader und die erwähnte Player-Software. Die beiden USB-2.0-Typ-A-Buchsen müssen also für Massenspeicher (USB-Stick), Eingabegeräte sowie Netzwerkadapter genügen. Via Github stellt C-Sky außer der Dokumentation auch ein bootfähiges USB-Image bereit. Ein angepasstes Linux-Image für den GX6605S lässt sich mit Tools wie Buildroot und uClibc-ng erstellen. Hinweise finden sich auch bei BusyBox [5].

C-Sky stellt via Github ein PDF mit der Dokumentation der C-Sky ISA V1 [6] bereit. Für den M*Core findet man Dokumentation noch auf der NXP-Webseite [7]: NXP war 2015 mit der 2004 von Motorola abgespaltenen Sparte Freescale verschmolzen [8]. (ciw [9])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4220230

Links in diesem Artikel:
[1] https://c-sky.github.io/docs/gx6605s.html
[2] https://www.aliexpress.com/item/Raspberry-PieC-SKY-Linux-Development-Board/32846440579.html
[3] http://www.nationalchip.com/en/index.php/products/info/5
[4] https://c-sky.github.io/
[5] https://git.busybox.net/buildroot/plain/board/csky/readme.txt
[6] https://github.com/c-sky/tools/raw/master/gx6605s/CK610_spec.pdf
[7] https://www.nxp.com/docs/en/data-sheet/MMC2001RM.pdf
[8] https://www.heise.de/news/Chiphersteller-NXP-und-Freescale-verschmelzen-2562233.html
[9] mailto:ciw@ct.de