Funkmasten alle 1000 Meter: Deutsche Bahn beginnt Testfahrten für 5G im ICE

Seit Monaten bereitet die Deutsche Bahn einen Test für den 5G-Empfang in Schnellzügen vor, es war viel zu tun. Nun steht die erste Versuchsfahrt an.

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Ein Techniker an einem Funkmast im Winter, im Hintergrund die Zugstrecke

Aufbau eines Funkmasts an der Teststrecke.

(Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger)

Lesezeit: 2 Min.

Auf einer zehn Kilometer langen Teststrecke der Deutschen Bahn werden soll am Dienstag erstmals ein Zug fahren, um den 5G-Empfang an Bord zu testen. Das teilte der Konzern der dpa mit. Der Test ist ein Teil des Projekts "Gigabit Innovation Track", an dem auch der Provider O2 Telefónica, das Infrastrukturunternehmen Vantage Towers und der Netzwerkausrüster Ericsson teilnehmen. Die Bauarbeiten an der Strecke zwischen Karow und Malchow in Mecklenburg-Vorpommern haben Ende des vergangenen Jahres begonnen, 13 Funkmasten wurden dafür errichtet. Weil die Reichweite in dem genutzten Frequenzband mit 500 bis 1000 Metern gering ist, braucht es deutlich mehr Antennen als früher. Noch ist unklar, ob so ein Gigabit-Netz je in großem Stil errichtet wird.

Für die jetzt anstehenden Testfahrten wurde ein ausrangierter ICE umgebaut und mit Antennen außen sowie innen ausgestattet, schreibt die Nachrichtenagentur. Damit soll jetzt unter anderem überprüft werden, wie für Smartphones an Bord die Verbindungsübergabe zwischen den Funkzellen klappt. Anfangs soll der Zug dafür 80 km/h fahren, später sind Fahrten mit bis zu 140 km/h geplant. Das ist immer noch ein gutes Stück von der möglichen Höchstgeschwindigkeit des Zugs entfernt. Gefunkt wird im hohen 3,6 Gigahertz-Band, das bei geringer Latenz einen hohen Datendurchsatz ermöglicht. Während an den ICE-Strecken eigentlich vorgeschrieben ist, dass mindestens 100 Megabit/s erreicht werden müssen, werden bei dem neuen Projekt ganze 1000 Megabit/s angepeilt.

Ob auf die Tests jemals ein Ausbau im großen Stil folgt, ist zurzeit noch völlig offen. Die Beteiligten möchten unter anderem herausfinden, wie gut eine möglichst unkomplizierte Bauweise der Antennenstandorte klappt, bei der die herkömmlichen Beton-Fundamente der Masten überflüssig sind. Nur so besteht überhaupt eine Möglichkeit, die viel größere Zahl an Funkmasten zu errichten, die für ein Gigabit-Netz an Deutschlands Zugstrecken nötig wäre. Sollten die Fachleute zu dem Schluss kommen, dass sich 5G im hohen Frequenzband auf diese Art sehr wohl für die Bahnstrecken eignet und die Kosten Bauweise beherrschbar bleiben, könnte dies Reisenden auf Zugfahrten perspektivisch eine deutlich bessere Abdeckung ermöglichen.

(mho)