60 Jahre BASIC: Allzweck-Programmiersprache für Anfänger
Vor 60 Jahren gelang den Erfindern der Programmiersprache BASIC tatsächlich, was sie sich erhofft hatten: einfache und für jeden zugängliche Programmierung.
Am 1. Mai 1964 startete um 4:00 Uhr morgens der erste BASIC-Interpreter auf einem Großrechner am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire. Die Programmiersprache BASIC, entwickelt von den Professoren John Kemeny und Thomas Kurtz, revolutionierte in den folgenden Jahrzehnten den Zugang zum Programmieren.
10 Let X = (7+8)/3
20 PRINT X
30 END
Die erste Version der Sprache hatte 14 Befehle (darunter PRINT, LET, IF, THEN, FOR, NEXT, GOTO, INPUT und END).
Einfache Programmiersprache für Anfänger
Kemeny und Kurtz wollten mit BASIC eine Programmiersprache schaffen, die auch Nicht-Informatiker schnell erlernen konnten. Im Gegensatz zu damals gängigen Sprachen wie FORTRAN oder Algol sollte BASIC mit wenigen englischsprachigen Befehlen auskommen.
Das erste Programm, das in der Nacht zum 1. Mai 1964 lief, war mit 90 Zeilen noch recht überschaubar. Die erste Version von BASIC enthielt nur eine Handvoll Befehle wie LET, PRINT und GOTO sowie einige mathematische Funktionen. Trotz dieser Einfachheit setzte sich BASIC in den folgenden Jahren durch und wurde auf zahlreiche Mini- und Mikrocomputer portiert.
Durchbruch mit Heimcomputern
Seinen Siegeszug trat BASIC in den späten 70er-Jahren an, als die ersten Heimcomputer von Firmen wie Apple, Acorn, Commodore, Sinclair und Tandy auf den Markt kamen. Die Rechner boten BASIC in ihrer Firmware an, was den Einstieg ins Programmieren erleichterte. Eine wichtige Rolle spielte damals eine kleine Firma names Micro-Soft mit erweiterten BASIC-Dialekten. So entwickelte Bill Gates 1975 einen BASIC-Interpreter für den Altair 8800, einen der ersten Heimcomputer.
Anfang der 80er wollte auch IBM ein BASIC im BIOS verankert haben; so kam Microsoft mit IBM ins Geschäft, verkaufte IBM gleich auch noch ein Betriebssystem und wuchs so zum Software-Giganten. Auch die beiden BASIC-Schöpfer Kemery und Kurtz legten sich noch mal ins Zeug und brachten 1983 "True BASIC" auf den Markt. Allerdings führte dies auch zu einer Zersplitterung von BASIC in zahlreiche Dialekte. Viele Hersteller entwickelten eigene BASIC-Varianten, um Microsoft-Lizenzen zu umgehen.
Konkurrenz durch moderne Sprachen
In den 80er- und 90er-Jahren wurde BASIC zunehmend von leistungsfähigeren und strukturierten Programmiersprachen wie Pascal, C und C++ verdrängt. Kritiker bemängelten den oft unübersichtlichen BASIC-Code. Der Wegbereiter der strukturierten Programmierung, Edsger Dijkstra, sagte beispielsweise 1975, dass es nahezu unmöglich sei, Studenten gutes Programmieren beizubringen, die vorher mit BASIC in Berührung gekommen seien.
"Konzeptionell und von der Effizienz konnte BASIC nicht mit anderen Programmiersprachen mithalten", sagt Jochen Viehoff, Computer-Historiker am Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn. "Kritiker machten sich auch immer wieder über den unübersichtlichen 'Spaghetticode' lustig", den BASIC aufgrund des Sprungbefehls zur Programmablaufsteuerung GOTO geradezu provozierte. Bei Visual Basic, das spätestens seit .NET mit vorher als überlegen geltenden Sprachen konkurrieren kann, bemängelten andere, dass sich es nie wirklich von der Microsoft-Plattform Windows habe lösen können.
Erst durch die Einführung von Microsofts objektorientierter Programmiersprache und Entwicklungsumgebung Visual Basic Anfang der 90er-Jahre, die die Entwicklung von Windows-Programmen drastisch beschleunigen sollte (Stichwort Rapid Application Development), kam es zu einer Art Comeback, das zum Beispiel in der Makro-Programmierung bis heute in Office-Produkten Bestand hat. Ab 2002 wurde Visual Basic auf die .NET-Laufzeitbibliotek umgestellt. Die letzte Community-Version stammt aus dem Jahr 2022.
BASIC lebt in der Retrocomputer-Szene weiter
Auch wenn professionelle Programmierer heute kaum noch BASIC einsetzen, erfreut sich die Sprache in der Retrocomputing-Szene nach wie vor großer Beliebtheit. Auf alten Systemen wie dem C64 oder dem Apple II werden weiterhin BASIC-Programme entwickelt. Die einfache Hardwarenähe ermöglicht es, die Funktionsweise der Rechner nachzuvollziehen.
BASIC-Erfinder Thomas Kurtz sah dies schon 1964 voraus: "Unsere Absicht ist es nicht, Profi-Programmierer auszubilden, sondern allen Studierenden eine Erfahrung und ein Grundverständnis zu ermöglichen, wie man einen Computer benutzt." Nomen est omen: BASIC steht für Beginners' All-purpose Symbolic Instruction Code. Auch 60 Jahre später wird die Programmiersprache diesem Anspruch noch gerecht.
(vza)