64-Bit-Windows: zu spät, zu dünn

Nachdem Intels 64-Bit-Flaggschiff Itanium nächste Woche vom Stapel laufen soll, hat Microsoft eilends die Ankündigung einer passenden Windows-Variante nachgeschoben.

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Von
  • Peter Siering

Am 29. Mai soll die Pilotphase für den Itanium, in der Intel Tausende von 64-Bit-Systemen ausgeliefert hat, zu Ende gehen und der Prozessor auf den Markt kommen. Einige PC-Hersteller wollen dann dazu übergehen, Itanium-Systeme regulär auszuliefern. Ob die neue 64-Bit-Generation jedoch in nächster Zukunft schon prosperiert, ist fraglich: Noch fehlt Software, die wirklich von den Eigenschaften der Plattform Gebrauch machen kann.

Daran ändern auf absehbare Zeit auch Microsofts Ankündigungen nichts. Parallel zur Markteinführung des Itanium soll es zwei auf 64 Bit getrimmte Windows-Varianten als Vorabversionen geben: einen Server, der erst 2002 wirklich fertig sein und unter dem Namen "Windows 2002" herauskommen soll, sowie eine Desktop-Version, die letztlich zusammen mit dem 32-bittigen Windows XP am 25. Oktober offiziell auf den Markt kommen soll. Wer Wert auf wirklich fertige Software legt, kommt also bei Microsoft frühestens am 25. Oktober in den Genuss eines endgültigen Betriebssystems für rechen- oder speicherintensive Desktop-Anwendungen.

Primär dürften die 64-Bit-PCs jedoch als Server eingesetzt werden – doch kaum jemand will ein Betriebssystem verwenden, dass erst im Jahr 2002 fertig gestellt sein soll. Die einzige Server-Applikation, die Microsoft in nächster Zeit für den Itanium anbieten will, ist der SQL-Server – doch auch er soll wie das Server-Betriebssystem selbst erst im Jahr 2002 debütieren. Letztlich könnte die Tatsache, dass Microsoft für den Itanium auf absehbare Zeit nur Vorabversionen anzubieten hat, die Stellung von Linux im Server-Bereich nachhaltig stärken. Von Linux existiert schon seit Jahren eine 64-Bit-Version, die ursprünglich für den Alpha-Prozessor entwickelt worden ist. Vollständige Linux-Installationen inklusive grafischer Bedienoberfläche et cetera für den Itanium waren schon auf der letztjährigen CeBIT dutzendfach zu sehen, während Systeme mit der Vorabversion des 64-Bit-Windows die Ausnahme darstellten. (ps)