AKW-Rückbauspezialist Nukem wechselt von russischem in japanischen Besitz

Der bisherige russische Besitzer brachte Nukem nach dem Überfall Russland auf die Ukraine Probleme. Diese könnten nun gelöst sein.

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Ein Arbeiter beim Rückbau des AKW Philippsburg

Nukem ist unter anderem am Rückbau des Atomkraftwerks Philippsburg beteiligt. Im Bild Arbeiten am Sicherheitsbehälter.

(Bild: EnBW)

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Das japanische IT-Unternehmen Muroosystems übernimmt Nukem Technologies, das auf den Rückbau von Atomkraftwerken und Behandlung von radioaktiven Abfällen spezialisiert ist. Seit 2009 war das Unternehmen in russischem Besitz, zunächst Tochtergesellschaft des AKW-Bauers Atomstroyexport, seit 2019 gehörte es zur Brennstofffirma TVEL, die wiederum dem russischen Konzern Rosatom gehört.

Wegen dieser Verknüpfungen mit russischen Unternehmen meldete Nukem Technologies im April dieses Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung an. Nukem selbst sprach in einer Mitteilung von Herausforderungen, "die sich aus verschlechterten Rahmenbedingungen für die unternehmerischen Aktivitäten aufgrund der Eigentumsverhältnisse nach Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar 2022 ergeben hatten". Zudem sei wegen rechtlicher Unsicherheiten im Zusammenhang mit der russischen Eigentümerschaft ein Verkaufsprozess gescheitert.

2022 war nämlich schon wegen der "angespannten geopolitischen Herausforderungen" die Entscheidung gefallen, Nukem zu verkaufen. Seitdem seien mit Interessenten intensive Verkaufsgespräche geführt worden. Muroosystems erwirbt alle Anteile an der Nukem Technologies Engineering Services GmbH sowie wesentliche Vermögenswerte der Muttergesellschaft Nukem Technologies GmbH, heißt es nun in einer Mitteilung. Der neue Eigentümer ermögliche es Nukem, in die Märkte zurückzukehren, die wegen der bisherigen Eigentümerstruktur nicht mehr zugänglich waren.

Das 1960 gegründerte Unternehmen Nukem stellte zunächst nukleare Brennelemente her, etwa für das erste kommerzielle Atomkraftwerk im bayerischen Kahl. Mit Förderung der Bundesregierung erarbeitete sich Nukem Know-how für die Herstellung der Brennelemente. Seit Ende der 1960er Jahre verlegte sich Nukem auf andere Felder des Brennstoffkreislaufs, wie es das Unternehmen selbst schildert. In den 1980er Jahren geriet die Nukem-Tochter Transnuklear in den Verdacht, radioaktiven Müll illegal entsorgt zu haben. Transnuklear und Nukem wurden die atomrechtlichen Genehmigungen und damit die Betriebserlaubnis entzogen, Nukem konzentrierte sich daraufhin auf nukleare Ingenieurtechnik mit Anlagenbau sowie der Handel mit Uran.

2006 verkaufte die Muttergesellschaft RWE die Nukem-Gruppe an einen Finanzinvestor. Der Handel mit Brennstoff für Leistungs- und Forschungsreaktoren sowie der Handel mit Isotopen, wurden in der Nukem GmbH gebündelt, die Tochter Nukem Technologies konzentrierte sich auf die Bereiche Rückbau, Management von radioaktiven Abfällen sowie Ingenieurtechnik.

(anw)