AKW Saporischschja: Russische Truppen sollen AKW als Raketenbasis nutzen

Ein Aufklärungsdienst hat festgestellt, dass am AKW Saporischschja Raketen abgefeuert werden. Die IAEA kläre nicht ausreichend darüber auf, meint Greenpeace.

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Das Atomkraftwerk Saporischschja in einer Luftaufnahme.

(Bild: AP/dpa/pa, Archiv)

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Russische Truppen sollen das von ihnen seit März 2022 besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine nutzen, um aus der Nähe Raketen abzufeuern. Das gehe aus dem Bericht "A Nuclear Power Plant as Launch Pad" (PDF) hervor, den der britische Aufklärungsdienst McKenzie im Auftrag von Greenpeace erstellt hat.

"Obwohl die IAEA Vertreter im AKW stationiert hat, hat sie bisher nicht darüber berichtet", geht der Vorwurf von Greenpeace an die Internationale Atomenergiebehörde. Daher habe die Umweltschutzorganisation den Bericht dem Gouverneursrat der IAEA zugesandt. Greenpeace fordert, dass die Mission der IAEA in Saporischschja und ihre Berichterstattung überprüft wird. Es müsse alles getan werden, um den Druck auf Russland zu erhöhen und die Sicherheit des Kraftwerks wiederherzustellen. Dazu gehöre, umfassende Sanktionen gegen den staatlichen russischen Atomkonzern Rosatom zu verhängen, der sich an der Besetzung des AKWs beteilige.

Die IAEA mochte die Vorwürfe gegenüber heise online nicht direkt kommentieren. Ein Sprecher der Atomenergiebehörde verwies auf Aussagen des IAEA-Generaldirektors Rafael Mariano Grossi, laut der die Präsenz von IAEA-Experten vor Ort seit dem 1. September 2022 entscheidend sei, um zur Stabilisierung der Situation beizutragen und die Welt über das AKW auf dem Laufenden zu halten. Die IAEA-Mission sei unverzichtbar, um einen nuklearen Unfall zu verhindern.

Die IAEA-Experten machten tägliche Rundgänge auf dem AKW-Gelände, erläuterte der Sprecher weiter. Sie könnten im Allgemeinen alle Anlagenteile betreten, die sie sehen müssen. Wenn sie keinen Zutritt erhalten, bestehen sie darauf, bis sie ihn erhalten. Grossi selbst sei bereits dreimal in dem AKW gewesen. Er habe berichtet, dass weiterhin Militär präsent sei und es in der Nähe des AKW militärische Aktivitäten gibt. In der Nähe des AKW komme es regelmäßig zu Detonationen.

"Dank der täglichen Beobachtungen der IAEA-Experten vor Ort und der großen Mengen an Betriebsdaten, die sie kontinuierlich sammeln, hat die IAEA ein detailliertes Verständnis der Situation vor Ort gewonnen und ist in der Lage, alle notwendigen Folgemaßnahmen zu ergreifen und über die Entwicklungen dort zu berichten", teilte die IAEA weiter mit. Zudem habe die IAEA ihre Präsenz im AKW Saporischschja verstärkt.

(anw)