AKW Saporischschja: Ukrainische Atomaufsicht verbietet Betrieb von vier Blöcken

Weil unter den derzeitigen Bedingungen kein sicherer Betrieb gewährleistet sei, hat die ukrainische Atomaufsicht den Betrieb von vier Reaktoren untersagt.

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Block 5 des AKW Saporischschja.

(Bild: Energoatom)

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Die ukrainische Atomaufsichtsbehörde SNRIU hat den Betrieb der Blöcke 3, 4, 5 und 6 des Atomkraftwerks Saporischschja untersagt, sie sollen keinen Strom produzieren. Das sei erforderlich, da Verstöße gegen grundlegende Sicherheitsvorschriften nicht behoben werden können, teilte die Behörde mit. Unklar ist, ob und inwieweit das Betriebsverbot der SNRIU durchgesetzt werden kann, da das AKW Saporischschja seit Anfang März 2022 russisch besetzt ist.

Block 3 ist zurzeit für eine Reparatur abgeschaltet und Block 4 befindet sich in einem "Kaltstopp" oder "cold shutdown", die Blöcke 5 und 6 befinden sich im "hot shutdown" und sollen nun in den "cold shutdown" überführt werden. Die Betriebsgenehmigung der abgeschalteten Blöcke 1 und 2 war bereits im August 2022 ausgesetzt worden.

Weil auf dem Gelände des Atomkraftwerks russisches Militär untergebracht sei, könne das AKW und das Informations- und Krisenzentrum nicht bestimmungsgemäß genutzt werden, teilte die SNRIU mit. Es gebe keine ausreichenden Möglichkeiten, das AKW mit Material zu versorgen, das dortige Personal arbeite unter psychischem und physischem Druck. Zudem werde der Standort regelmäßig beschossen, Leitungen würden beschädigt. Es sei nicht gewährleistet, dass das Schutzsystem des AKW ordnungsgemäß funktioniert.

Die ukrainische Atomaufsicht bemängelt außerdem, dass das russische Militär auf dem Gelände des Atomkraftwerks "illegale Strukturen" errichtet habe. Zudem könnten Personen, die die nukleare und Strahlungssicherheit gewährleisten könnten, nicht auf das Gelände gebracht werden. Um die Atomanlagen betreiben zu können, sei aber zuvor eine ausführliche Inspektion durch staatliche Stellen nötig. Dafür wiederum sei es notwendig, dass die Besatzung des AKW abzieht und das Gelände demilitarisiert wird.

Das wäre auch im Sinne der Internationalen Atomaufsicht IAEA. Diese hatte am Freitag vergangener Woche insgesamt auf die erschwerten Bedingungen hingewiesen, unter denen die Atomkraftwerke in der Ukraine zurzeit betrieben werden. Wegen russischer Angriffe musste AKW-Blöcke an verschiedenen Standorten teilweise mit reduzierter Leistung laufen, ein Block am Standort Chmelnizkij wurde zwischenzeitlich komplett vom Netz genommen. Laut dem Betreiber Energoatom sind inzwischen alle neun Blöcke, die sich auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet befinden, wieder in Betrieb.

(anw)