AMD meldet Rückgang bei Umsatz und Gewinn

Trotz erheblichen Einbrüchen im ersten Quartal 2019 blickt der Prozessorhersteller optimistisch auf den Rest des Jahres und nennt auch Gründe dafür.

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AMD verdient weniger, aber mit positiven Aussichten

(Bild: c't)

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Für das erste Quartal des Jahres meldet der Prozessorhersteller 10 Prozent weniger Umsatz und 29 Prozent weniger Gewinn als im letzten Quartal 2018. In konkreten Zahlen sind das 1,27 Milliarden US-Dollar Umsatz, aus denen 62 Millionen US-Dollar Gewinn erwirtschaftet wurden.

Die Aussichten für das laufende Jahr bewertet AMD mit Blick auf die baldige Einführung des neuen Server-Prozessors Rome und des Grafik-Chips Navi dennoch als gut. Dem Trend der Branche folgend, kann auch AMD allerdings zunächst die starken finanziellen Ergebnisse von 2018 nicht nach 2019 hinüberretten, liegt damit aber noch innerhalb der eigenen Erwartungen. Der Vergleich zum direkt vorhergehenden Quartal 4/2018 sieht dabei sogar noch relativ gut aus, zumal AMD die Gewinnmarge um 5 Prozentpunkte von 36 auf 41 Prozent steigern konnte. Im Vergleich zum ersten Quartal 2018, der auch typisch saisonale Trends abbildet, bleibt die Marge gleich. Umsatz und Gewinn sinken aber noch einmal deutlich stärker: AMD erzielt dabei 23 respektive 49 Prozent weniger als im ersten Quartal 2018. Der Gewinn pro Aktie lag bei 0,06 US-Dollar, im Vorquartal waren es 0,08 US-Dollar, im Vorjahresquartal sogar 0,11 US-Dollar.

AMD befindet sich damit in guter Gesellschaft. Auch der ehemalige Branchenprimus Intel, jahrelang Garant für gute finanzielle Resultate, musste stagnierende Umsätze vermelden und sieht in den kommenden Quartalen weiteres Schrumpfungspotenzial.

Anders als Intel jedoch verzeichnet AMD weiterhin Wachstum im rentablen Server-Markt. Dort konnte AMD mehr Epyc-Prozessoren verkaufen als im Vorjahreszeitraum.

Die Nachfrage bei den Ryzen-Prozessoren, speziell den 5- und 7-Modellen, bliebe auf hohem Niveau und die Verkäufe hätten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im zweistelligen Prozentbereich zugelegt – auch weil AMD mehr Ryzen-Prozessoren liefern konnte. Ohne Quellen zu nennen, sieht sich AMD auf gutem Wege, das sechste Quartal in Folge Marktanteile hinzugewonnen zu haben. Auch bei den Mobile-Ryzens sollen sich im fünften aufeinander folgenden Quartal die Stückzahlen gesteigert haben.

Allerdings verhagelt sich AMD die Bilanz durch die niedrigeren Verkäufe bei Grafikkarten und die mageren Erlöse aus dem Semi-Custom-Geschäftszweig, in den die Spielkonsolen-Lizenzen einfließen. Bei ersteren sei es laut AMD die wegfallende Nachfrage des Krypto-Mining-Sektors gewesen, die zum Umsatzrückgang führte. Zwischenzeitlich kauften Krypto-Miner bis zu 1,7 Millionen Grafikkarten pro Quartal. Das konnten auch die höheren Stückzahlen der teureren Modelle mit Vega-Grafikchip nicht ausgleichen, von denen OEM-, Gaming- und auch die Data-Center-Varianten sich besser verkauften. Insgesamt ist das operative Ergebnis von 138 Mio. US-Dollar im Q1/2018 auf 16 Mio. US-Dollar in der Computing-und-Graphics-Sparte eingebrochen.

Die Grafikchip-Verkäufe dürften allerdings bald wieder steigen, denn AMD-Chefin Lisa Su versprach in der Frage-und-Antwort-Runde mit Investment-Bankern, man erwarte, die neue GPU-Architektur Navi im dritten Quartal [2019] vorzustellen. Navi soll die günstigen Gamer-Karten der RX-400- und -500-Reihe ablösen, welche noch auf GPUs mit der inzwischen knapp drei Jahre alten Polaris-Architektur setzen. Dazu wird Navi nicht nur in 7-nm-Fertigung hergestellt, was mehr Transistoren pro Quadratmillimeter Chipfläche und damit eine höhere Leistung ermöglicht, sondern auch auf schnelleren GDDR6-Speicher setzen, um die rechenstarken GPUs mit Daten versorgen zu können.

Angesprochen darauf, ob man mit Raytracing-Support für Navi rechnen könne, gab sich Su ausweichend. Man werde über die Navi-Roadmap mehr verraten, wenn der Launchtermin im dritten Quartal näherrücke.

Für das kommende, zweite Quartal 2019 erwartet man bei AMD bereits eine deutliche Umsatzsteigerung. Erreicht man die projizierten 1,52 Milliarden US-Dollar (plusminus 50 Mio.), käme das einem Umsatzwachstum von knapp 19 Prozent gleich. Im Jahresvergleich läge man dann nur noch 13 Prozent unter Vorjahr.

AMD-Chefin Lisa Su mit einem Vorserienmuster der "Rome"-Server-CPUs

(Bild: c't/Carsten Spille)

Die Steigerung könnte unter anderem von den für das zweite Quartal fest eingeplanten Rome-Lieferungen kommen. Diese zweite Generation der Epyc-Serverprozessoren setzt auf die in 7-nm-Technik und Chiplet-Design hergestellten Zen-2-Architektur. AMD verspricht nicht weniger als den vierfachen Durchsatz bei Gleitkommaoperationen verglichen mit aktuellen Epyc-Servern. Angesprochen auf Intels rückläufige Zahlen bei Server-Prozessoren, sagt Lisa Su zwar, dass es hier Diskussionen gebe, AMD aber für die zweite Hälfte des Jahres, in dem der Großteil des Epyc-Geschäftes starten soll, ein gutes Gefühl habe. Mit Rome, so AMD, könne man mehr als 80 Prozent der in Rechenzentren anfallenden Aufgaben bewältigen.

Auch langfristig sieht sich AMD gut und divers aufgestellt. Dabei nennt man nicht nur die Epyc-Prozessoren aus der 7-nm-Fertigung, sondern auch das Herzstück der nächsten Playstation-Generation mit Zen2-CPU-Kernen und Navi-Grafikeinheit, welche Sony kürzlich angekündigt hatte.

(csp)