Intel im Kampf gegen ARM: "Stolz stehen wir an der Seite von AMD"

Gemeinsame Sache statt Eigenbrötlerei: AMD und Intel gründen mit Branchenschwergewichten eine Allianz, die x86 vorantreiben soll.

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(Bild: Dragon Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen, jetzt machen AMD und Intel gemeinsame Sache. Zusammen mit einigen Branchengewichten gründen sie die "x86 Ecosystem Advisory Group" – ein Konsortium, das das Ökosystem rund um x86-Prozessoren vorantreiben soll.

Mit der x86-Allianz wollen AMD und Intel die eigene Marktstellung gegen ARM verteidigen. Das sehen die Firmen als Kehrtwende in der x86-Historie: "Wir stehen an der Schwelle zu einer der bedeutendsten Veränderungen in der x86-Architektur und im Ökosystem seit Jahrzehnten – mit einem neuen Maß an Anpassung, Kompatibilität und Skalierbarkeit, das erforderlich ist, um die aktuellen und zukünftigen Kundenanforderungen zu erfüllen", sagt Intel-Chef Pat Gelsinger. "Stolz stehen wir an der Seite von AMD und den Gründungsmitgliedern der Beratungsgruppe, während wir die Zukunft des Computings vorantreiben."

Das ĂĽberraschendste Mitglied des Konsortiums ist wohl die Firma Microsoft, die x86 zuletzt nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Ebenfalls dabei sind Broadcom, Dell, Google, Hewlett Packard Enterprise (HPE), HP (der Desktop-PC- und Notebook-Hersteller), Lenovo, Meta, Oracle und Red Hat. Linux-Kopf Linus Torvalds und Epic-Chef Tim Sweeney dĂĽrfen ebenfalls ihren Senf dazugeben.

Branchenriesen, die fehlen und derzeit ARM vorantreiben: Amazon und Nvidia. Apple hat ohnehin kein Interesse mehr an x86.

Alle GrĂĽndungsmitglieder der x86-Allianz.

(Bild: Intel)

Die Gruppe will die Kompatibilität zwischen verschiedenen Hard- und Software-Plattformen verbessern, die Software-Entwicklung vereinfachen und neue "architektonische Anforderungen und Funktionen" ausmachen. Zwischen den Zeilen liest sich das: Befehlssatzerweiterungen, etwa für KI-Algorithmen, brodeln AMD und Intel offenbar nicht mehr allein aus, sondern in Zusammenarbeit mit der Industrie. Dazu passend wollen sie gemeinsam an der Umsetzung auf Betriebssystemebene, in Firmwares und in Anwendungen arbeiten.

Die gewĂĽnschten Ergebnisse fassen die Partner zusammen:

  • "Verbesserung der Auswahl und Kompatibilität von Hardware und Software fĂĽr die Kunden und gleichzeitige Beschleunigung ihrer Fähigkeit, von neuen, innovativen Funktionen zu profitieren."
  • "Vereinfachung der Architekturrichtlinien zur Verbesserung der Softwarekonsistenz und der Schnittstellen zwischen den x86-Produktangeboten von Intel und AMD."
  • "Ermöglichung einer größeren und effizienteren Integration neuer Funktionen in Betriebssysteme, Frameworks und Anwendungen."

AMD und Intel sind Konkurrenten mit einem Duopol beim x86-Befehlssatz. Aus Lizenzgründen darf kein anderer Hersteller – außer noch die Randerscheinung Via – x86-Prozessoren entwerfen. Immer mehr Firmen wollen jedoch eigene Prozessoren auflegen, die bestmöglich an die eigenen Bedürfnisse angepasst sind. Amazon (AWS), Google und Microsoft entwerfen daher ARM-CPUs unter den Bezeichnungen Graviton, Axion und Cobalt. Hinzu kommen dieser Tage KI-Beschleuniger aus eigener Hardware-Schmiede.

Zudem frisst ARM Marktanteile bei Notebooks weg. Apple ist mittlerweile vollständig auf eigene CPUs (Apple Silicon) umgesattelt. Microsoft treibt Windows on ARM mit Qualcomm-Prozessoren (Snapdragon) voran; 2025 folgt Mediatek mit ARM-Prozessoren für Notebooks. Angeblich will sogar Nvidia bei Windows on ARM mitmischen.

Auf der anderen Seite wollen AMD und Intel auch am ARM-Vormarsch mitverdienen: Intels Sparte für die Chipauftragsfertigung (Intel Foundry) will explizit ARM-Chips für Kunden herstellen. AMD hat angeblich alte Pläne für ARM-Prozessoren wieder aufleben lassen – 2025 könnten Gerüchten zufolge entsprechende Notebook-CPUs erscheinen.

(mma)