AOL: Browser-Umstieg könnte Microsoft provozieren

Der Auftritt von AOL-Manager David Colburn im Anti-Trust-Prozeß hat Microsofts Anwälten nicht die erhoffte Munition verschafft.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Der Auftritt von AOL-Manager David Colburn im Anti-Trust-Prozeß gegen Microsoft hat den Redmonder Anwälten wenig neue Munition verschafft. Colburn hatte bereits in der ersten Prozeßrunde gegen Microsoft ausgesagt; seine Nominierung als Entlastungszeuge wurde von Prozeßbeobachtern daher als riskantes Manöver gewertet. Colburns erneute Vernehmung sollte nun belegen, daß die Marktmacht von Microsoft durch große Online-Anbieter gefährdet sei. Besonders der Kauf von Netscape durch den Online-Giganten AOL gilt Microsoft als sicheres Zeichen für einen funktionierenden Wettbewerb.

Microsoft-Anwalt John Warden konfrontierte deshalb den Zeugen mit internen AOL-Emails: Danach soll die Chefetage von AOL darüber nachgedacht haben, den in der AOL-Zugangssoftware verwendeten Internet Explorer durch Netscapes Browser zu ersetzen. Dies sichere Netscape, so eine Mail von AOL-Chef Steve Case, einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent. Der leitende Anklagevertreter David Boies bestand jedoch darauf, daß auch die Antwort auf diese Mail dem Gericht vorgelegt wird. Darin hatte AOL-Präsident Robert Pittman den Vorschlag von Case abgelehnt und gewarnt, der Browser-Umstieg könne Redmond provozieren: "[Microsoft] kann uns schaden, wenn ihnen kein Ausweg bleibt". Das US-Justizministerium verzichtete auf ein Kreuzverhör von Case. Der Prozeß wird am Mittwoch fortgesetzt. (wst)