AOL Time Warner: Fusionspläne in der Kritik

AOL-Chef Steve Case und Time-Warner-Boss Gerald Levin mussten sich den Fragen des amerikanischen Senats stellen.

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Von
  • Christian Rabanus

Schon zum zweiten Mal in dieser Woche mussten sich AOL-Chef Steve Case und Time-Warner-Boss Gerald Levin den Fragen des amerikanischen Senats stellen. Diesmal befragten Mitglieder des Unterausschusses Telekommunikation des Wirtschaftsausschusses die Konzern-Chefs Case und Levin über die geplanten Fusion des Online-Diensts und des Mediengiganten.

Speziell Case musste sich Fragen nach Konzepten zum Datenschutz im Internet gefallen lassen. Er vertrat in der Diskussion mit den Senatoren die Ansicht, dass eine besondere staatliche Regulierung nicht notwendig sei, sondern dass die Selbstaufsicht der Wirtschaft einen hinreichenden Datenschutz gewährleiste. Allerdings werde AOL auf entsprechende Initiativen von staatlicher Seite auch nicht "allergisch" reagieren.

Viele Senatoren äußerten Bedenken wegen der Größe und der Marktmacht eines fusionierten Konzern, der den Markt klassischer und neuer Medien quasi allein gestalten könne. Manche sehen AOL und Time Warner den "Weg beschreiten, der Microsoft vor Gericht führte" -- auch die Ankündigung, das Breitbandnetz von Time Warner für andere Provider zu öffnen, konnte die Senatoren nicht beruhigen. Sie insistierten auf einer Zusicherung, dass die Nutzung des TV-Kabels ohne Knebelverträge möglich sein solle. Case und Levin konterten, dass ihre Pläne wirtschaftlich sinnvoll seien und verwiesen auf konkrete Verträge, die bald vorgelegt würden. Levin betonte, dass man in diesen auf jeden Fall Wahlmöglichkeiten für die Kunden verankern werde: "Die Verbraucher wollen wirklich mehr zur Auswahl haben als AOL auf Time-Warner-Systemen."

Auch in Bezug auf das Instant-Messaging-System von Amerika Online regt sich Kritik, von kommerziellen Konkurrenten wie AT&T, ExciteAtHome und MSN.com genauso wie von Verbraucherorganisationen. Der Vorwurf lautet, dass AOL einen Aufbau vergleichbarer Messaging-Systeme bei anderen Anbietern systematisch verhindere. Dieser Vorwurf sei aber nicht haltbar, hält Case dagegen. Man lizensiere sein System an sehr viele Unternehmen, damit diese ihren eigenen Messaging-Service aufbauen könnten.

Trotz aller Bedenken der Senatoren gab es noch keinen Versuch, den Zusammenschluss durch Anrufung staatlicher Behören stoppen zu lassen. Allerdings haben Case und Levin die Diskussion um die kartellrechtliche Zulässigkeit der Mega-Fusion sicher noch nicht durchgestanden. (chr)