AOL Time Warner verliert 4,9 Milliarden US-Dollar

Der starke Abonnenten-Zuwachs im Kabelfernseh- und Online-Bereich sowie Filmhits wie Harry Potter reichten als Ausgleich für ein rückläufiges Anzeigengeschäft und Sonderbelastungen nicht aus.

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CEO Jerry Levin macht gute Miene zu roten Zahlen: Sein Unternehmen AOL Time Warner habe sich in schwierigen Zeiten als stabil erwiesen und eine gute Ausgangsbasis für zukünftiges Wachstum geschaffen; es seien nun die richtigen Menschen an den richtigen Plätzen, womit er offenbar auf Wechsel in der Führungsetage anspielte. In nächster Zeit sollen noch mehr Abonnenten hinzugewonnen werden und neue Produkte auf den Markt kommen.

AOL Time Warner machte im Geschäftsjahr 2001 allerdings Verluste in Milliardenhöhe. Sonderbelastungen sowie ein rückläufiges Anzeigengeschäft waren die Hauptfaktoren, teilte der weltgrößte Medien- und Onlinekonzern am heutigen Mittwoch mit. Der starke Abonnenten-Zuwachs im Kabelfernsehbereich und bei America Online sowie Filmhits wie der Harry-Potter-Streifen reichten als Ausgleich nicht aus, heißt es bei AOL Time Warner.

Der Medienkonzern hat im Schlussquartal 2001 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 10,6 Milliarden US-Dollar (12,3 Milliarden Euro) gesteigert. Der Verlust betrug 1,8 Milliarden US-Dollar -- gegenüber 1,1 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) verdiente das US-Unternehmen 2,8 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro), ein Plus von 14 Prozent.

Im gesamten Jahr 2001 verlor AOL Time Warner 4,9 Milliarden US-Dollar (5,7 Milliarden Euro). Der Umsatz erhöhte sich um 6 Prozent auf 38,2 Milliarden US-Dollar. Die Abonnenteneinnahmen stiegen um 12 Prozent auf 16,5 Milliarden US-Dollar, während Programm- und Filmeinnahmen und andere Einkünfte um vier Prozent auf 13,2 Milliarden US-Dollar zulegten. Dagegen schrumpften die Werbeeinnahmen um drei Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar und waren im vierten Quartal sogar um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar gefallen.

America Online gewann im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Neukunden und hatte zum Jahresende weltweit 33,2 Millionen Nutzer -- darunter mittlerweile acht Millionen Auslandskunden. Inklusive Kabelfernsehen, Magazinen sowie anderen Publikationen und Onlinediensten hatte der US-Konzern weltweit 148 Millionen Kunden, 17,9 Millionen mehr als vor einem Jahr.

AOL kaufte den größten britischen Magazinverlag IPC Media. Das internationale Geschäft werde durch den Kauf der Bertelsmann-Beteiligung an AOL Europe weiter gestärkt. Vor diesem Hintergrund erwartet der Konzern im gesamten Jahr eine Umsatzsteigerung um fünf bis acht Prozent und ein EBITDA-Wachstum um acht bis zwölf Prozent. Für das erste Quartal 2002 rechnet AOL Time Warner aber noch mit einer Stagnation des EBITDA-Gewinns und des Umsatzes gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. (anw)