AOL und Microsoft im Katz-und-Maus-Spiel

America Online wehrt sich gegen die Konkurrenz der Programme für Instant Messages von Microsoft und Yahoo durch Blockade.

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Von
  • Florian Rötzer

Nachdem Microsoft am Donnerstag auf der Grundlage von Hotmail mit dem MSN Messenger und Yahoo mit dem Yahoo! Messenger gestartet sind, die nicht nur ähnliches bieten wie AOLs Instant Messenger System (AIM), sondern auch ermöglichen, mit den Benutzern der AOL Software zu chatten und zu sehen, welche ausgewählten AIM-Benutzer gerade online sind, hatte AOL bereits am Donnerstag zurückgeschlagen. MSN- und Yahoo-Benutzer wurden blockiert, mit AIM-Benutzern zu kommunizieren. Schnell reagierte darauf Microsoft am Freitag und unterlief mit einem Update die Blockade, worauf AOL wieder mit neuen Mitteln eine Echtzeit-Kommunikation über die Unternehmensgrenzen hinweg zu verhindern suchte.

Auch wenn AOL mit AIM und ICQ, einem weiteren Programm für Instant Messages, das man letztes Jahr für über 300 Millionen Dollar einkaufte, bislang keine direkten Gewinne erzielen konnte, ist die Anziehung enorm: an die 80 Millionen Menschen sollen beide Programme benutzen und täglich 780 Millionen Emails versenden. Um das eigene Programm mit AIM kompatibel zu machen, setzte Microsoft die Methode des reverse engineering ein. Für AOL ist dies eine Verletzung des Copyright und des Markenschutzes.

Problematischer ist bei dieser Erzwingung eines universellen Standards freilich, daß die Programme von Microsoft und Yahoo verlangen, daß Benutzer ihr AOL-Kennwort angeben, damit die attraktive "buddy list", also die Anzeige, wer von den angegebenen Freunden gerade online ist, auch über die Grenzen hinweg funktioniert: "Damit untergraben sie alle Bemühungen, die AOL dafür aufgewendet hat, um eine Umgebung herzustellen, der die Menschen vertrauen können", sagte eine AOL-Sprecherin: "Der nicht autorisierte Zugang zum Namensraum von AOL gleicht einem Hacken." An der Entwicklung eines universellen Standards für Instant Messages Programmes, an der die Internet Engineering Task Force arbeitet, hat sich AOL jedoch nicht beteiligt, weil man ganz offensichtlich die Vorteile der Kommunikationsinsel wahren wollte und dafür die Universalität der Kommunikation preisgab.

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