ASML verkauft massenhaft Lithografie-Systeme nach China

Nur noch dieses Jahr darf ASML seine modernen Belichter an Firmen wie SMIC verkaufen. Die nutzen die Frist fleißig aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 198 Kommentare lesen

Der Twinscan NXT:2100i – ASMLs modernstes DUV-System, das ab 2024 nicht mehr nach China verkauft werden darf.

(Bild: ASML)

Lesezeit: 2 Min.

Der weltweit wichtigste Hersteller von Lithografie-Systemen zur Belichtung von Chips, ASML, hat die Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2023 bekannt gegeben. Sie sind unspektakulär, wäre da nicht ein Detail: Fast die Hälfte seines Geräte-Umsatzes hat ASML mit chinesischen Kunden gemacht.

Rund 2,44 Milliarden von 5,31 Milliarden Euro kamen aus China. Insgesamt hat ASML 6,67 Milliarden Euro umgesetzt – die Differenz kommt etwa durch die Wartung bestehender Systeme bei Kunden zustande. Als Nettogewinn blieben knapp 1,9 Milliarden Euro übrig. Damit lag das Ergebnis minimal unter dem Niveau des zweiten Quartals 2023, aber deutlich über dem Vorjahreszeitraum (5,8 Milliarden Umsatz, 1,7 Milliarden Nettogewinn).

Seit dem Jahresanfang hat sich der chinesische Anteil bei ASMLs Verkäufen beinahe versechsfacht: von 8 Prozent im ersten Quartal auf 24 Prozent im zweiten auf nunmehr 46 Prozent. Laut ASMLs Finanzchef Roger Dassen ist die Entwicklung nicht ungewöhnlich. Die meisten Bestellungen seien bereits 2022 und 2021 eingegangen. Jetzt könne man sie durch Umschichtungen schnell erfüllen, weil das Kaufinteresse anderer Chipfertiger gesunken sei.

ASML hat die meisten Lithografie-Systeme zuletzt nach China verkauft.

(Bild: ASML)

In China ist offensichtlich das Gegenteil der Fall. Nach Druck durch die USA schränken die Niederlande bald ebenfalls die Exporte nach China weiter ein. Ursprünglich durfte ASML noch bis zum 1. September 2023 seine modernsten DUV-Lithografie-Systeme (Deep Ultraviolet, tief-ultraviolettes Licht) an chinesische Chipfertiger wie SMIC verkaufen.

Inzwischen soll das Zeitfenster bis zum Jahresende ausgeweitet worden sein. Danach bekommen SMIC & Co. nur noch ältere Belichter, die langsamer und weniger zuverlässig arbeiten. SMIC benutzt die ASML-Systeme zur Produktion von Chips mit Strukturbreiten von bis zu 7 Nanometern.

Im jetzt laufenden vierten Quartal erwartet ASML einen Umsatz von 6,7-7,1 Milliarden Euro, bei einer minimal gesunkenen Bruttomarge von 50 bis 51 Prozent. Für das Jahr 2024 sei die Aussicht ungewiss. Die Börse reagierte mit einem leichten Minus auf die Bekanntgabe der Geschäftszahlen.

(mma)