Abba Voyage: Abbatare feiern Premiere in London

Avatare der schwedischen Popgruppe Abba haben am Donnerstag den Auftakt für eine Konzertreihe in London gegeben

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(Bild: ILM)

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Nach fünf Jahren Produktionszeit hat am Donnerstag das erste virtuelle Konzert der schwedischen Popmusikgruppe Abba stattgefunden. In der rund 100-minütigen Konzertshow standen und tanzten "Abbatare" auf der Bühne, voll animierte, digital verjüngte Versionen des Quartetts im 70er-Jahre-Look. Sie wurden von einer zehnköpfigen Liveband begleitet.

Digitalisiert und verjüngt wurden Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad von Industrial Light & Magic (ILM), der Firma von "Star Wars"-Schöpfer George Lucas, die unter anderem den jüngsten Star-Wars-Ableger "Obi-Wan Kenobi" ermöglichte. Technisch geleitet wurde das Abba-Projekt von Ben Morris, dessen Erfahrungen mit computergenerierten Menschen unter anderem auf den Film "Gladiator" von Ridley Scott aus dem Jahr 2000 zurückgehen.

ILM hat tausende von alten 35-mm-Negativen der Band und viele Stunden Konzertmaterial und TV-Auftritte gescannt und analysiert. Haare, Fingernägel, Make-up – jedes Details sollte stimmen. Die digitalen Outfits im 70er-Jahre-Look stammen von mehreren Topdesignern, darunter Dolce & Gabbana.

Das Original-Quartett selbst saß auf der Tribüne, so wie auch der schwedische König Carl XVI Gustaf und Königin Silvia. Auf einem Bildschirm mit 65 Millionen Pixeln habe es vor 3000 Zuschauern im Queen Elizabeth Olympic Park in London so ausgesehen, als hätten die jungen Abba-Mitglieder live auf der Bühne gestanden, berichtet dpa. Nur in den Großaufnahmen sei gelegentlich das Digitale zu erkennen gewesen.

Das Musikfachmagazin Rolling Stone merkt an, die Abbatare seien aus der Ferne kaum als 3D-Charaktere zu erkennen gewesen. Allerdings sei es ILM trotz aller erkennbaren Fortschritte noch nicht gelungen, den "Uncanny Valley"-Effekt zu überwinden, also den Augen der virtuellen Figuren "echtes Leben" einzuhauchen.

Mit "The Visitors" und "Hole In Your Sole" habe das Konzert etwas zäh begonnen, mit "S.O.S." sei Schwung gekommen, berichtet dpa weiter. Zwischendurch hat jeder "Abbatar" einen Soloauftritt. "Ich bin der echte Benny. Ich sehe nur sehr gut aus für meine Alter", sagt der digitale Benny unter dem Gelächter des Publikums.

Stücke wie "Knowing Me, Knowing You", "Chiquitita" oder "Fernando" sorgen erwartungsgemäß besonders für Stimmung und für emotionale Reaktionen in der Abba-Arena. Der Gesang stammt vom Band, von den alten Abba-Studioaufnahmen und von "Voyage", dem ersten Abba-Studioalbum seit 40 Jahren. Ulvaeus (77) hatte in einem dpa-Interview gesagt, die "alten Stimmen" seien so gut in den Sound integriert, dass es sich "ziemlich live" anfühlt. Er hat nicht zu viel versprochen. Die Kombination der Gesangsspuren der perfekt harmonierenden Sängerinnen mit der Liveband funktioniert.

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Als im letzten Drittel der Show "Thank You For The Music" erklingt, drehen sich viele Zuschauer zur Tribüne um, um ihren Idolen zu applaudieren. Insgesamt 20 Songs bekommt das Publikum bei "Abba Voyage" zu hören. Mit "Dancing Queen" und "The Winner Takes It All" geht der Abend zu Ende. Der Applaus in der Abba-Arena dauert noch lange an und wird lauter, als die echten Abba-Mitglieder zum wahrscheinlich letzten Mal gemeinsam die Bühne betreten.

Die Show soll nun fast täglich in London stattfinden, für Eintrittspreise ab 25 Euro. Möglicherweise kommt sie auch nach Las Vegas, wurde berichtet.

(anw)