Action speaks louder than words

Die protolibertäre Schriftstellerin Ayn Rand bezog heimlich staatliche Gelder

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Die Gesundheit gehört neben der Bildung zu den Bereichen, in denen es zu potenziell unerwünschten Ergebnissen führt, wenn man so tut, als gäbe es hier eine freie Wahl und mit ihr einen Markt. Das musste zum Ende ihres Lebens auch Ayn Rand zugeben. Zwar nicht mit Worten, aber doch mit Taten. Nun kam nämlich heraus, dass sie, als sie an Krebs erkrankt war, unter dem Namen Ann O'Connor um staatliche Hilfen nachsuchte und diese auch gewährt bekam.

Ans Licht brachte dieses bemerkenswerte Detail ein Interview mit Evva Pryror, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Rands Anwaltskanzlei. Sie erzählt, wie sie im Auftrag der mit Frank O'Connor verheirateten Autorin nicht nur eine Medicare-Kostenübernahme, sondern auch Gelder aus der Sozialversicherung besorgte.

Laut Pryor waren die Arztrechnungen so hoch, dass Rand, die den Krebs noch viele Jahre überlebte, ohne Hilfe aus den beiden Programmen der finanzielle Exitus gedroht hätte. Für die Schriftstellerin waren die Anträge möglicherweise eine bittere Pille als jene, die ihr die Ärzte verordneten: Hatte sie doch ihr ganzes Leben gepredigt, dass das Individuum völlig unabhängig von staatlichen Leistungen leben könne und solle. Besonders bitter war die Niederlage möglicherweise auch deshalb, weil Rands Lungenkrebs zumindest zum Teil durchaus in der Eigenverantwortung der starken Raucherin gelegen zu sein scheint, die nicht an einen Zusammenhang zwischen Zigarettenkonsum und Krebs glauben wollte.

Heute erfreuen sich Rands Lehren unter anderem in der Tea Party Bewegung großer Beliebtheit. Auch Abgeordnete wie Paul Ryan nennen die Schriftstellerin häufig als wichtigen Einfluss. Ryan fiel bisher vor allem dadurch auf, dass er das seiner Ansicht nach "kollektivistische" Medicare-Programm für Rentner abschaffen will. Dazu, inwieweit sich die neuesten Enthüllungen zu seinem großen Vorbild auf diese Pläne auswirkten, gibt es noch keine Stellungnahme von ihm.