"World of Warcraft": Blizzard-Spiele bald nicht mehr in China

Activision Blizzard und das chinesische Unternehmen Netease erneuern ihren Publishing-Vertrag nicht. Viele Spiele sind bald nicht mehr in China verfügbar.

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(Bild: Activision Blizzard)

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Activision Blizzard und die chinesische Spielefirma Netease lassen ihren Publishing-Vertrag für China auslaufen. Die seit 2014 geltende Vereinbarung werde nicht verlängert, teilte Activision Blizzard mit. Viele Blizzard-Spiele, darunter "World of Warcraft", "Hearthstone", "Starcraft 2" und "Diablo 3", werden daher ab Januar 2023 nicht mehr in China verfügbar sein.

Lediglich das Mobilspiel "Diablo Immortal" wird über einen separaten Vertrag weiterhin in Partnerschaft mit Netease betrieben. "Call of Duty Mobile" ist ebenfalls nicht betroffen – Blizzards Schwestermarke Activision hat für dessen Veröffentlichung mit dem Netease-Konkurrenten Tencent zusammengearbeitet.

Netease war als Publishing-Partner von Blizzard dafür verantwortlich, Spiele in China zu vermarkten und durch die Zensur zu bringen – keine leichte Aufgabe. Der chinesische Spielemarkt ist massiv reguliert und fordert oft starke inhaltliche Änderungen bei Videospielen. Mehrfach kam es in den vergangenen Jahren zu monatelangen Lizenzierungsstopps, während derer in China gar keine neuen Videospiele zugelassen wurden.

"Die beiden Parteien konnten sich nicht auf einen Deal einigen, der den Prinzipien von Blizzard und den Verpflichtungen gegenüber Spielern und Angestellten entspricht", teilte der US-Publisher Activision Blizzard mit. Der Verkauf betroffener Spiele soll eingestellt, die chinesische Spielerschaft über weitere Schritte informiert werden. Das Ende des Publishing-Deals bedeutet auch, dass die Online-Services der Spiele eingestellt werden. In vielen Fällen sind die Titel damit nicht mehr oder nur eingeschränkt spielbar.

Spiele für den chinesischen Markt zu veröffentlichen, ist eine Gratwanderung: Einerseits sind brutale Darstellungen wie das Zeigen von Blut verboten, andererseits gibt es auch strikte inhaltliche Einschränkungen. Vergangenes Jahr erinnerten chinesische Regulierer Spieleentwickler etwa daran, dass "verweichlichende" oder "unmännliche" Inhalte sowie die "Verherrlichung von Geld" in chinesischen Videospielen verboten sind. Ein Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur hatte Videospiele zuvor als "Opium für den Geist" und "elektronische Drogen" bezeichnet.

Dennoch ist China für Spielfirmen enorm attraktiv: Der chinesische Spielemarkt gilt als der größte der Welt, noch vor den USA und Japan. Die Marktforscher von Niko Partners erwarten, dass in China 2022 ein Umsatz von 45 Milliarden US-Dollar mit Videospielen erwirtschaftet wird. Mit über 700 Millionen Spielerinnen und Spielern hat der chinesische Gaming-Markt noch großes Wachstumspotenzial.

Blizzards Verhältnis mit China wurde bereits 2019 zum Gegenstand von Diskussionen: Damals wurde der E-Sportler "blitzchung" von Blizzard gesperrt, nachdem er sich mit Protesten in Hongkong solidarisiert hatte. Später entschuldigte sich Blizzard für den Bann.

Chinesische Spielefirmen sind auch im Westen aktiv: Tencent, die weltweit größte Spielefirma, hält 100 Prozent an Riot Games, das Studio hinter "League of Legends" und "Valorant". Ebenfalls zu Tencent gehören Funcom ("Conan Exiles"), Grinding Gear Games ("Path of Exile"), Klei Entertainment ("Don't Starve") und zu 80 Prozent Supercell ("Clash Royale"). Tencent hält außerdem Anteile an Blizzard Entertainment, Ubisoft und Epic Games. Netease, die zweitgrößte Spielefirma in China, kaufte jüngst das französische Entwicklerstudio Quantic Dream.

Activision Blizzard steht vor der Übernahme durch Microsoft: Der Tech-Riese möchte den weltgrößten Publisher für 69 Milliarden US-Dollar übernehmen. Derzeit wird der Deal noch von Kartellhütern in Europa, Großbritannien und den USA geprüft. Er soll bis Sommer 2023 abgeschlossen sein.

(dahe)