Activision-Übernahme: EU befragt Entwickler – UK veröffentlicht Umfrageergebniss

Zur Übernahme von Activision hat die EU einen Fragenkatalog an Entwickler und Publisher geschickt. Die britische Wettbewerbsaufsicht befragte Verbraucher.

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(Bild: Shutterstock.com/Sergei Elagin)

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Die EU-Kommission habe Spieleentwickler und Publisher zu der Activision Blizzard Übernahme durch Microsoft befragt. Die Generaldirektion Wettbewerb (Directorate-General for Competition – COMP) will wissen, wie Microsoft die Activision-Spiele zum eigenen Vorteil beeinflussen könnte. Dazu verschickte die COMP Reuters zufolge Anfang Dezember einen 91-seitigen Fragenkatalog an Konsolenanbieter, Publisher, Entwickler und Händler sowie Anbieter von PC-Betriebssystemen.

Der Fragenkatalog fordere Stellungnahmen und Meinungen zu unterschiedlichen Aspekten nach einer möglichen Übernahme, heißt es in der Meldung. Zu der Qualität und Interoperabilität wolle die COMP etwa wissen, ob Inhalte, Funktionen oder Spiele von Activision möglicherweise nur noch exklusiv oder zeitexklusiv für der Xbox erscheinen könnten und Optimierungen ausschließlich für die Xbox veröffentlicht und andere Konsolen vernachlässigt würden. Weiteres Interesse besteht demnach an den Preisen, ob diese für Konkurrenz-Konsolen höher ausfallen könnten.

"Bitte geben Sie an, welche Exklusivstrategie oder -strategien Microsoft Ihrer Meinung nach in Bezug auf die Konsolenspiele von Activision Blizzard nach der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft einsetzen könnte", heißt es laut Reuters auf dem Fragebogen. Die COMP will demnach auch wissen, welches Franchise als das wichtigste angesehen wird und welche Auswirkungen es habe, würde ein Spiel ausschließlich auf einer Konsole vertrieben. Zusätzlich frage die EU-Wettbewerbsaufsicht mögliche Auswirkung auf Cloud-Gaming und Spiele-Streaming sowie Folgen und technische Möglichkeiten zur Kompatibilitätsverhinderung seitens Microsoft auf Nicht-Windows-Betriebssysteme ab.

Die Fragen beziehen sich Reuters zufolge auch auf den Ego-Shooter "Call of Duty". Speziell für mögliche Alternativen zu dem Shooter interessiere sich die COMP. Für Sony stellt "Call of Duty" eines der Hauptprobleme dar, auch wenn Microsoft im Falle einer Übernahme bereits eine "langfristige" Verfügbarkeit auf der Playstation zugesagt hatte und zusätzlich eine Version für die Nintendo Switch in Aussicht stellte – aktuell gibt es die neuen "Call of Duty"-Teile nicht für die Switch.

Mit dem aktuellen "Call of Duty – Modern Warfare II" behandelt Activision Sony und die Playstation vorrangig mit mindestens einer exklusiven Funktion, die dem PC und der Xbox vorenthalten werden – im Multiplayer können nur Playstation-Spieler das Crossplay ausschalten. Eine Frist für die Antworten läuft Reuters zufolge kurz vor Weihnachten ab – eine Stellungnahme gegenüber Reuters lehne die EU-Kommission ab.

Anders als die EU-Wettbewerbsaufsicht gab das Pendant des Vereinigten Königreichs, die Competition and Markets Authority (CMA), die die Übernahme ebenfalls begutachtet, Verbrauchern die Möglichkeit, Kommentare zu dem geplanten Deal einzureichen. Etwa 2.600 E-Mail, von denen knapp 2100 anerkannt wurden, erhielt die britische Regulierungsbehörde zur geplanten Übernahme Activisions durch Microsoft. Gamesindusty zufolge sprachen sich 75 Prozent der Beteiligten für den Abschluss der Transaktion aus.

Die Argumente der Befürworter lauten demnach etwa, dass Sony und Nintendo bei Konsolenspielen stärker als Microsoft seien und die Fusion Microsoft zu der Konkurrenz aufschließen ließe. Sie vertrauten auch auf Microsofts Zusage, die Spiele nicht Microsoft-exklusiv zu vermarkten und erklärten, dass die Fusion eine Reaktion auf Sonys Vorgehen sei – der Playstation-Hersteller habe sich in der Vergangenheit Spiele zeitexklusiv und Inhalte exklusiv gesichert, als Beispiel wurden Silent Hill und Final Fantasy genannt.

Gegner der Übernahme begründeten in den eingereichten Kommentare ihre Bedenken mit Nachteilen für Wachstum, den Ausbau des Gamepass-Abonnements auch mit möglichen Verlusten für Microsoft – das zuletzt eine Preiserhöhung nicht ausschloss – und die Angst vor einem Xbox-exklusiven "Call of Duty" in Zukunft. Dass nach einer Übernahme Spiele von Publishern exklusiv auf Microsofts Produkten laufe, habe das Unternehmen bereits am Beispiel der ZeniMax Media Übernahme mit Titeln von Bethesda gezeigt.

Einen Abschlussbericht zu der bisher größten Übernahme in der Spielindustrie will die CMA bis zum 1. März 2023 veröffentlichen, berichtet Gamesindustry. Anfang Dezember wurde bekannt, das die US-Wettbewerbsbehörde FTC Microsofts Übernahme von Activision Blizzard mit einer Klage verhindern will.

(bme)