Ärzte und Psychotherapeuten weiterhin offen für Digitalisierung

Ärzte kommunizieren trotz Hemmnissen zunehmend digitaler, wie aus dem Praxisbarometer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hervorgeht.

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(Bild: Somkid Thongdee/Shutterstock.com)

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Ärzte uns Psychotherapeuten stehen der Digitalisierung weiterhin offen gegenüber, wobei ein Drittel der Psychotherapeuten und ältere Praxisbetreiber weniger aufgeschlossen gegenüber digitalen Innovationen seien. Das zeigt das Praxisbarometer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, das vom Forschungsinstitut Iges durchgeführt wurde. An der Befragung nahmen knapp 2.500 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten teil.

Den größten Nutzen in der digitalen Kommunikation erhoffen sich die Praxen von dem elektronischen Arztbrief. Dieser wird ebenso wie die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) über den KIM-Dienst. Im Gegensatz zum Jahr 2021 stieg dessen Einsatz zur Kommunikation mit anderen Praxen oder ambulanten Einrichtungen von 7 auf 20 Prozent. Gegen die Verwendung von KIM lagen für etwa 40 Prozent der Ärzte mangelnde Praxistauglichkeit, aber auch technische Probleme. Für 49 Prozent der befragten Psychotherapeuten fehlte der Bedarf für den E-Mail-Dienst. Der Anteil der Praxen, die elektronische Arztbriefe versendet, stieg im Vergleich zum Vorjahr (2021) um mehr als 15 Prozent auf 35 Prozent.

Auch Befunddaten werden etwas häufiger versendet (Anstieg von 55 auf 58 Prozent). Insgesamt werde der zeitliche Aufwand beim Versenden elektronischer Nachrichten jedoch noch als zu hoch eingeschätzt, so seien andere KIM-Adressen im Verzeichnisdienst der TI teilweise schwer zu finden. Die größten Potenziale der digitalen Kommunikation mit den Krankenhäusern sehen die Ärzte bei den Entlassbriefen (68 Prozent) und beim Austausch über Behandlungsverläufe und Therapieempfehlungen (43 Prozent). Die Patientendokumentation verlaufe der Umfrage zufolge bei mehr als 80 Prozent der Befragten nahezu komplett oder mehrheitlich digital.

Laut Befragung ist auch das Angebot an Videosprechstunden erhalten geblieben. 37 Prozent der Praxen bieten diese Möglichkeit weiterhin an. Einen Boom hatte es vor allem während der Lockdown-Phasen während der Coronazeit gegeben. Vor allem Psychotherapeuten bieten oft Videosprechstunden an – etwa drei Viertel. Vor allem für Einzelgespräche sei die digitale Kommunikationsmöglichkeit geeignet.

Ärzte sehen in diesem "schnellen Weg der Kontaktaufnahme" eine Möglichkeit, Untersuchungs- oder Anamnesegespräche durchzuführen. Für die Diagnose oder Untersuchungen und Therapien bevorzugen die Befragten weiterhin den persönlichen Kontakt. Neben der Videosprechstunde gehören Online-Rezeptbestellung, die Online-Terminvereinbarung, die Verordnung von digitalen Gesundheitsanwendungen sowie Erinnerungen an Termine, Vorsorgen oder Impfungen zu den digitalen Angeboten, die Ärzte am häufigsten anbieten.

Als Hemmnisse der Digitalisierung sehen die Befragten, ähnlich wie in den Vorjahren, die fehlende Nutzerfreundlichkeit, die Fehleranfälligkeit der TI und ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mehr als zwei Drittel der Befragten berichteten von wöchentlichen und zum Teil täglichen Problemen im Zusammenhang mit der TI und einer spürbaren Auswirkung der Fehlerhäufigkeiten auf den Praxisbetrieb.

Insgesamt hat die Online-Befragung gezeigt, dass "die Digitalisierung in der ambulanten Versorgung voranschreitet und sich viele Praxen noch mehr Möglichkeiten insbesondere der elektronischen Kommunikation wünschen", sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. Jeder Zweite gab an, "mehrheitlich bis nahezu komplett" digital zu dokumentieren und zu kommunizieren. 2020 habe der Anteil noch bei einem Drittel gelegen.

Erst kürzlich hat sich das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk gegen Vorschläge zur automatischen Befüllung der elektronischen Patientenakte (ePA) ausgesprochen. Sie befürchten, dass künftig weder Patienten noch Ärzte oder Psychotherapeuten Kontrolle über die Inhalte in der Akte haben. Bisher ist noch unklar, wie das Opt-Out-Verfahren für die ePA umgesetzt werden soll und ich welcher Form ein Widerspruch erfolgen kann.

(mack)