AirTags als 'Stalker-Lieblingswaffe': Sammelklage gegen Apple bekommt Zulauf

Apple kenne die Gefahren des AirTag-Missbrauchs, schütze aber nur unzulänglich davor, monieren die Kläger – das Produkt sei defekt.

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Apple AirTag in den Fingern einer Person

(Bild: Wachiwit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Weitere Stalking-Opfer haben sich einer US-Sammelklage gegen Apple angeschlossen. Sie werfen dem Hersteller Design- und Produktfehler bei AirTags vor: Die kleinen Tracker seien aufgrund ihrer Genauigkeit, der geringen Kosten und der weiten Verbreitung von Apple-Hardware die "Lieblingswaffe von Stalkern und Tätern", heißt es in der erweiterten Klageschrift, die Anfang Oktober bei einem US-Gericht eingereicht wurde. Obwohl Apple die Gefahren kenne, schütze der Hersteller – auch zwei Jahre nach dem Verkaufsstart – nur unzureichend vor Missbrauch.

Der ursprünglich im Dezember 2022 eingereichten Klage haben sich jetzt viele weitere von Stalking Betroffene angeschlossen (Hughes et al vs. Apple, Aktenzeichen 3:22-CV-07668, United States District Court for the Northern District of California). Sie berichten in den Gerichtsunterlagen durch Stalking mit Hilfe von AirTags, die unter anderem in Autositzen, Kuscheltieren oder auch Schuhsohlen versteckt waren. Dieses Orts-Tracking habe auch bereits zu Morden geführt, heißt es in der Klage. Gefordert wird neben Schadenersatz auch eine Verfügung, die Apple den weiteren Verkauf der AirTags mit den aktuellen Schutzmechanismen untersagt.

Der zentrale Vorwurf bleibt, dass Apples Anti-Stalking-Funktionen unzureichend sind: Der Hersteller habe die letzten zweieinhalb Jahre damit verbracht, die Versäumnisse beim Schutz vor ungewolltem Tracking anzugehen, habe die meisten davon aber weiterhin nicht behoben, schreiben die Kläger. Apple reagiere weiterhin nur auf durch AirTags angerichtete Schäden, statt diese "prophylaktisch zu verhindern". Apple hat die Klage bislang nicht kommentiert.

AirTags senden ein Bluetooth-Signal aus, das praktisch alle Apple-Geräte in der Umgebung erkennen. Sie leiten ihren Aufenthaltsort an Apples Server weiter. Ein Public-Key-Verschlüsselungsverfahren stellt sicher, dass nur der Besitzer des AirTags so den letzten bekannten Standort einsehen kann. An belebten Orten ist so ein oft sehr genaues Tracking möglich. iPhones warnen davor, wenn fremde AirTags längere Zeit in unmittelbarer Umgebung sind – aber oft erst relativ spät, etwa beim Erreichen des eigenen Zuhauses, diesen Ort kennt dann auch der Trackende. Android-Nutzer blieben lange Zeit weitestgehend ungeschützt.

Erst vor wenigen Monaten haben sich Apple und Google dazu durchgerungen, das Stalking durch solche Bluetooth-Tracker auf Betriebssystemebene anzugehen und mit einem Branchenstandard gegenzusteuern, der weitere Hersteller einschließt. Apple hat diese erweiterten Tracking-Warnungen bisher noch nicht in iOS integriert, Android kann inzwischen zumindest vor AirTags warnen. Nach Apple will jetzt auch Google ein eigenes riesiges Netzwerk zur Ortung von Bluetooth-Trackern aufspannen. Man warte mit dem Start des Find-my-Device-Netzwerks noch auf die Umsetzung der Schutzfunktionen in iOS, erklärte Google im Sommer.

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(lbe)