Aktionäre gehen mit Intershop-Vorstand hart ins Gericht

Einst als Börsenstar gefeiert, präsentierte sich der Unternehmensgründer Stephan Schambach während der 4. Hauptversammlung nach dem Börsengang 1998 eher kleinlaut.

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Von
  • Melanie Ahlemeier
  • dpa

Die Intershop-Aktionäre sind mit dem Vorstand des Software-Unternehmens hart ins Gericht gegangen. "Ein aufgeblasener Ballon ist geplatzt", sagte der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Dirk Unrau, bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg. Der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, Rudolf Hildebrand, bemühte indes einen literarischen Vergleich. In Anlehnung an das Märchen von Hans im Glück hielten die Aktionäre heute statt Gold nur noch einen wertlosen Klumpen in ihren Händen. "Hier ist Geld verbrannt worden", urteilte Hildebrand über das Unternehmen. Im vergangenen Jahr hatte Intershop einen Verlust von knapp 132 Millionen Euro schlucken müssen.

Einst als Börsenstar gefeiert, präsentierte sich der Unternehmensgründer und Vorstandsvorsitzender Stephan Schambach während der vierten Hauptversammlung nach dem Börsengang im Jahre 1998 eher kleinlaut. "Das Jahr 2001 war das wohl schwierigste", sagte Schambach. Der Zukunft blicke er aber optimistischer entgegen. Zwar sei kurz- bis mittelfristig nur ein verhaltenes Unternehmenswachstum zu erwarten. Langfristig sei jedoch mit einer Belebung der Nachfrage zu rechnen. Schambach: "Ich sehe den Trend, dass der Handel über das Internet ungebrochen ist."

Noch im laufenden Geschäftsjahr will der Anbieter von Software für Großunternehmen und E-Commerce nach Aussage von Finanzchef Jürgen Schöttler "wieder positiv werden". Um diesen Schritt zu schaffen, hat das Unternehmen laut Vorstandschef Schambach ein Maßnahmenpaket geschnürt. In Zukunft wolle sich Intershop stärker als bisher auf Großkunden orientieren und "starke Märkte" nutzen. Gleichzeitig solle bis Ende Juni dieses Jahres die Zahl der Arbeitsplätze auf 500 reduziert werden, kündigte Schambach an. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres hatte Intershop 485 Arbeitsplätze abgebaut und damit zum Stichtag 31. Dezember 2001 nur noch 733 Mitarbeiter beschäftigt.

Obwohl Intershop nach einer Marktbelebung des IT-Sektors im dritten Quartal zum Ende des Geschäftsjahres die Gewinnschwelle erreichen will, werden die Aktionäre auf eine Dividende verzichten müssen, heißt es im Lagebericht des Konzerns. Sollte das Unternehmen allerdings weitere Verluste hinnehmen müssen und gelinge eine dann erforderliche Kapitalbeschaffung nicht, könne Intershop gezwungen sein, "seine Aktivitäten zu verschieben, zu reduzieren oder ganz einzustellen". Mit der Zustimmung von 99,89 Prozent der anwesenden Aktionäre ist der Sitz der Gesellschaft von Hamburg nach Jena verlegt worden. (Melanie Ahlemeier, dpa) / (jk)