Algorithmus soll störende Objekte aus Fotos entfernen

Google und das MIT haben eine Technik entwickelt, mit der sich störende Gegenstände oder Spiegelungen automatisch aus Fotos entfernen lassen. Dafür sind mehrere Bilder aus leicht verändertem Kamerawinkel notwendig.

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Google Fotosoftware
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Denise Bergert

Oft trennen den Fotografen spiegelnde Scheiben oder Zäune von seinem Motiv. Das Ergebnis sind störende Strukturen, die vom eigentlichen Bild ablenken oder sogar den Fokus durcheinanderbringen. Ein Algorithmus von Google und dem MIT soll helfen, derartige Objekte aus dem Foto herauszurechnen. Dazu trennt die Software den Vordergrund vom Hintergrund, um so den Zaun oder die Spiegelung zu eliminieren. Damit diese Berechnung brauchbare Ergebnisse erzeugen kann, sind mehrere Aufnahmen mit leicht versetztem Blickwinkel nötig.

Die Forscher machen sich dabei den aus der Wahrnehmungspsychologie stammenden Effekt der Bewegungsparallaxe zunutze. Dieser entsteht, wenn sich ein Beobachter mehrere Objekte in unterschiedlicher Entfernung anschaut und sich dabei seitlich bewegt. Näher befindliche Objekte scheinen sich bei dieser Positionsänderung schneller zu bewegen als weit entfernte. Entsprechend bewegt sich die störende Spiegelung oder der Zaun bei einer seitlichen Bewegung schneller als der abzulichtende Hintergrund. Diese Unterschiede nutzt der Algorithmus zur Erkennung von zwei Ebenen, die sich im Anschluss voneinander trennen lassen.

Ähnliche Ansätze gibt es bereits. Die verantwortlichen Forscher rechnen ihrem Algorithmus jedoch mehr Verwendungsmöglichkeiten im Alltag aus. Ihre Arbeiten wollen sie noch in diesem Monat auf der Tagungsreihe SIGGRAPH (Special Interest Group on Graphics and Interactive Techniques) in Los Angeles vorstellen.

In einem Video und zahlreichen Beispielbildern können sich interessierte Fotografen jedoch schon jetzt einen Eindruck von der neuen Technik machen. Alle Bilder seien mit einem Android-Smartphone aufgenommen worden. In einem Foto wurde der Maschendrahtzaun in einem Zoo herausgerechnet. Ein zweites Bild zeigt die Eliminierung von Spiegelungen, die durch eine Scheibe entstanden sind.

Laut dem am Algorithmus beteiligten MIT-Studenten Tianfan Xue kann die Software jedoch auch in anderen Bereichen verwendet werden. Denkbar sei beispielsweise die Entfernung von Regentropfen oder Schmutz an einer Scheibe. Die Macher erhoffen sich, dass ihr Algorithmus langfristig in Kameras und Smartphones Verwendung findet – beispielsweise als Erweiterung einer schon vorhandenen Panorama-Funktion. Konkrete Pläne hierfür gebe es aber noch nicht.

Ein Allheilmittel ist der Algorithmus jedoch nicht. Sobald sich das abzulichtende Objekt bewegt, versagen auch die Möglichkeiten der Software. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen müsse die Technik passen. Werden mehrere Störeinflüsse kombiniert (verschmierte Scheibe vor einem Zaun), so seien ebenfalls keine guten Ergebnisse zu erwarten. (axk)