Alles neu bei SETI@home

Das Projekt SETI@HOME zur Auswertung von Radioteleskop-Aufnahmen mit Hilfe weltweit verteilter Internet-PCs geht in die zweite Runde.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das Projekt SETI@home zur Auswertung von Radioteleskop-Aufnahmen mit Hilfe weltweit verteilter Internet-PCs geht in die zweite Runde. Ging es in den drei Jahren seit Projektbeginn darum, mit der Rechenleistung von Millionen freiwillig angekoppelter Rechner die aufgezeichneten Empfangsdaten des Radioteleskops in Arecibo (Puerto Rico) nach Anzeichen intelligenter außerirdischer Lebensformen abzusuchen, so stehen Anfang des kommenden Jahres bedeutende Upgrades der verwendeten Hardware und Software an.

Dann soll die Station in Mittelamerika ihren Dienst einstellen und ihre Aufgabe dem australischen Parkes Observatory überlassen, dessen Blickfeld einen größeren Bereich der Milchstraße abdeckt. Bei dieser Gelegenheit sollen die Teilnehmer der verteilten Datenauswertung auch gleich eine neue Client-Software erhalten, die der geballten Rechenkraft neue Tätigkeitsfelder erschließt.

Nach wie vor soll das Programm untersuchungswürdige Daten in handlichen Paketen per Internet auf den Rechner herunterladen und sich immer dann an die Auswertung machen, wenn der Anwender den lokalen Rechner nicht auslastet. In dieser Zeit agiert der SETI@home-Client als anspruchsloser Screensaver, der zugleich im Hintergrund seinen Hausaufgaben nachgeht und die Ergebnisse bei nächster Gelegenheit, wenn der Rechner gerade wieder einmal online ist, nach Hause liefert. Die neue Version der Software soll zwei zusätzliche Fähigkeiten mitbringen: Einerseits soll das Auto-Upgrade-Feature von BOINC (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing) ohne Wissen und Mitwirkung des Anwenders neue Versionen zu den Komponenten der Client-Software herunterladen können. Andererseits resultiert aus der neuen Client-Architektur auch die Fähigkeit, lokale Rechenpower nach Maßgabe des Spenders simultan auf mehrere Aufgaben zu verteilen. Damit lassen sich Ausfallzeiten, etwa wie während der Arecibo-Abschaltung, zu Gunsten anderer Datenlieferanten nutzen, und es ergibt sich eine Demokratisierung der Forschungsanstrengungen, weil die Teilnehmer selbst Einfluss darauf nehmen können, welche Projekte die meiste Rechenzeit erhalten.

Unter den ersten Konkurrenten um die Gunst der Teilnehmer wird nach Angaben des SETI@home-Leiters David Anderson aus Berkeley das Projekt AstroPulse auftreten, das sich mit der Suche nach breitbandigen Strahlungspulsen in Aufzeichnungen aus Arecibo befasst, die nach einer Stephen-Hawking-These entstehen sollten, wenn ein schwarzes Loch seinen Geist aufgibt. Derweil existieren aber auch gänzlich andere Forschungsziele, die mit verteilter Datenverarbeitung voran kommen könnten, etwa im Rahmen des Projekts Folding@home, in dem es um die Erforschung spontaner Faltungsvorgänge in Proteinmolekülen geht. (hps)