Asus Ally: Handheld-PC mit flottem Ryzen-Prozessor und 120-Hertz-Display

Asus steigt in den Markt für Handheld-PCs ein. Das Ally bügelt Schwächen des Steam Decks aus, darunter stärkere Hardware.

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(Bild: Asus)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Valve und chinesische Hersteller wie Ayaneo und GPD bekommen neue Konkurrenz: Asus hat den ersten eigenen Handheld-PC Ally angekündigt, der insbesondere durch einen schnellen Kombiprozessor und ein Full-HD-Display mit 120 Hertz überzeugen soll.

Im Inneren werkelt ein Abkömmling aus AMDs Ryzen-7040-Familie mit Zen-4-Kernen und RDNA3-Grafikeinheit. Asus spricht im Ankündigungsvideo von einem Custom-Prozessor, verrät aber keine Details. "Custom" kann von einer angepassten Firmware wie bei Microsofts Surface-CPUs bis hin zu angepassten CPU-Kernen und GPU-Shadern alles bedeuten.

Ein Highlight ist das IPS-Display mit seinen 120 Hertz. Es stellt 1920 × 1080 Pixel dar und leuchtet mit bis zu 500 cd/m². Zum Vergleich: Das Steam Deck begnügt sich mit 1280 × 800 Pixeln, 60 Hertz und 400 cd/m². Beide Handheld-PCs verwenden 7 Zoll große Bildschirme, allerdings mit unterschiedlichen Seitenverhältnissen: Das Ally hat ein 16:9-Format, das Steam Deck 16:10.

Auf dem Ally läuft Windows 11 als Betriebssystem. Im Desktop gibt es keine angepasste Touch-Ansicht, allerdings installiert Asus eine eigene Gaming-App vor, die an den Big-Picture-Modus von Steam erinnert. Sie soll zu allen gängigen Spielplattformen kompatibel sein; es lassen sich etwa Spiele von Steam, Epic und Uplay von dort aus starten.

Zudem lässt sich über einen Knopf seitlich am Display eine Steuerung einblenden, mit der man unter anderem zwischen verschiedenen Leistungsprofilen springen und die Bildwiederholrate des Displays reduzieren kann. Die Granularität des Steam Decks mit eigenem SteamOS auf Linux-Basis und umfassenden Optimierungsoptionen scheint jedoch zumindest den Ally-Prototypen zu fehlen.

Das Gamepad-Layout ist weitgehend Standard und orientiert sich mit der Beschriftung an Xbox-Controllern. Die Joysticks sind austauschbar, wenn man das Gehäuse öffnet. Fans sogenannter Hall-Effekt-Sensoren werden allerdings auch beim Ally enttäuscht – entsprechende Technik zur Vermeidung von "Joystick-Drifting" gibt es beim Gerät nicht. Auf der Rückseite befinden sich derweil zwei Zusatztasten. Touchpads, die die Betriebssystem-Navigation erleichtern und langsamen Strategiespiele zugutekommen, bleiben ein Alleinstellungsmerkmal des Steam Decks.

Das Ally soll bis zu doppelt so schnell sein wie das Steam Deck. Das gilt allerdings nur für den Turbo-Modus mit einer hohen elektrischen Leistungsaufnahme von 35 Watt, der den Akku zusammen mit dem 120-Hertz-Display schnell leersaugen dürfte. Bei einem gängigeren Maximalverbrauch von 15 Watt soll der Vorsprung 50 Prozent betragen.

Eine deutlich höhere Effizienz würde nicht überraschen: Valve verwendet im Steam Deck einen Zen-2-Vierkerner mit RDNA2-GPU, den TSMC in einem 7-Nanometer-Prozess fertigt. Die Zen-4-Generation setzt auf modernere 5- und 4-nm-Prozesse.

Auf dem Mainboard ist ein Steckplatz für eine 30 mm kurze NVMe-SSD zu sehen – entsprechende Modelle gibt es mit Kapazitäten von bis zu einem Terabyte. Das DRAM ist wie üblich fest aufgelötet, vermutlich in Form von LPDDR-Bausteinen.

Die beiden Youtube-Kanäle "Linus Tech Tips" und "Dave2D" berichten anhand von Hands-on-Tests mit Vorserienmodellen, dass das Ally im Vergleich zu ähnlichen Geräten sehr leise sein soll. Es verwendet zwei Radiallüfter im Inneren, die die Abwärme an der Oberseite herauspusten.

Ein Vorserienmodell des Ally von innen. Zwei Radiallüfter und kleine Kühlkörper übernehmen die Kühlung.

(Bild: Youtube-Kanal Dave2D)

Anschlussseitig gibt es USB Typ C (Übertragungsrate und Funktionen unbekannt), eine Audioklinke, einen Micro-SD-Kartenleser und einen proprietären Port zum Anschluss einer externen GPU. Anders als bei USB4 oder Thunderbolt 4 stellt dieser Port acht statt vier PCI-Express-3.0-Lanes bereit. Aktuell gibt es das passende ROG XG Mobile mit mobiler GeForce RTX 4090 für teure 2499 Euro – Achtung: Die mobile Version ist deutlich langsamer als die Desktop-RTX-4090.

Zum Preis des Ally äußert sich Asus bislang nicht. Hier könnte ein wichtiger Unterschied zum Steam Deck liegen: Valve braucht mit seinem Handheld-PC keine hohen Margen, weil die Firma an den Spieleverkäufen über Steam mitverdient. Somit gibt es das Steam Deck vergleichsweise günstig ab 419 Euro. Beim Ally sind deutlich höhere Preise zu erwarten. Die Markteinführung soll im Laufe des Jahres stattfinden.

Update

Korrektur: Das Steam Deck nutzt einen Zen-2-Vierkerner.

(mma)