Alpha Centauri: Erstmals Exoplanet in habitabler Zone direkt beobachtet?

Ein drei Millionen US-Dollar teures Instrument sollte gezielt nach lebensfreundlichen Exoplaneten bei Alpha Centauri suchen. Womöglich hat sich das gelohnt.

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Das Very Large Telescope mit Alpha Centauri

(Bild: Y. Beletsky (LCO)/ESO)

Lesezeit: 4 Min.

Mit ganz spezieller Technik ist es womöglich erstmals gelungen, einen Exoplaneten in der habitablen Zone des erdnahen Sterns Alpha Centauri A direkt zu beobachten. Das berichtet eine Gruppe von Astronominnen und Astronomen im Fachmagazin Nature Communications. Sie arbeiten als Breakthrough Watch im Rahmen der Breakthrough Initiatives an der optischen Suche nach erdähnlichen Exoplaneten und könnten den erhofften Glückstreffer gehabt haben. Mit einem speziellen Instrument hatten sie nur bei dem Doppelsternsystem in der Nachbarschaft der Erde nach direkten Spuren eines Exoplaneten in jener Zone gesucht, in der erdähnliches Leben möglich wäre.

Die Forscher hatten 2016 eine Kooperation mit der Europäischen Südsternwarte (ESO) begonnen, um mit einem eigens einzurichtenden Instrument ganz gezielt nur bei den Doppelsternen Alpha Centauri A und B nach direkt zu erkennenden Spuren eines Exoplaneten in der habitablen Zone zu suchen. Das dafür genutzte Instrument NEAR (New Earths in the AlphaCen Region) am Very Large Telescope der ESO ist ein Koronograf, dämpft also das Licht der Sterne, um ihre direkte Umgebung untersuchbar zu machen. Im sichtbaren Licht ist der Helligkeitsunterschied aber trotzdem zu riesig, um eine vergleichsweise kleine Welt so nah an dem Stern zu finden. NEAR arbeitet deswegen im infraroten Spektrum, wo die Differenz um Größenordnungen geringer ist – wenn auch immer noch groß. Das hat sich offenbar gelohnt.

In den über 100 Stunden gesammelten Daten von NEAR haben die Forscher nun ein Signal gefunden, dass alle Kriterien für einen Exoplaneten am Rande der habitablen Zone erfülle. Einige mögliche Alternativen seien ausgeschlossen worden, andere Erklärungen aber weiterhin möglich. Eine Bestätigung könnten erst weitere Beobachtungen liefern, wenn dabei das Signal an einem anderen Ort wiedergefunden würde. Zusätzliche Beobachtungszeit sei aber aufgrund der Corona-Pandemie entfallen, neue sei beantragt. Der Fund nun deute auf einen Exoplaneten der Größe des Neptun hin, also einen vergleichsweise kleinen Gasplaneten. Forschungsleiter Kevin Wagner von der University of Arizona gibt sich deswegen gegenüber dem Scientific American sogar etwas enttäuscht, denn er hätte am liebsten einen erdgroßen Himmelskörper gefunden. Für den bliebe weniger Platz, sollte sich der Fund bestätigen.

NEAR-Aufnahmen von Alpha Centauri A, gestrichelt die innere Grenze der habitablen Zone, C1 ist der Kandidat.

(Bild: K. Wagner et.al.)

Wie das US-Magazin noch erläutert, ist NEAR gegenwärtig unser einziges Instrument überhaupt, das eine realistische Chance habe, einen solchen Exoplaneten direkt abzubilden. Die Verantwortlichen hätten einen ganz anderen Weg beschritten, als beispielsweise staatliche Wissenschaftseinrichtungen. Die würden eher Missionen unterstützen, die wie etwa Kepler oder TESS viele Ziele ins Visier nehmen, um auf jeden Fall ein Ergebnis zu liefern. Das drei Millionen US-Dollar teure Instrument NEAR dagegen war explizit auf die Suche in der habitablen Zone der beiden Sterne von Alpha Centauri ausgerichtet. Es war und bleibt also möglich, dass damit nichts gefunden wird. Künftige Teleskope und Instrumente könnten aber auf der Arbeit aufbauen.

Der israelisch-russische Milliardär Yuri Milner hatte die Breakthrough Initiatives im Sommer 2015 ins Leben gerufen und Projekte zur Suche nach Signalen von Außerirdischen (SETI) vorgestellt. Geplant war auch die Vorbereitung einer möglichen Antwort. Monate später stellte die Initiative dann Pläne vor, winzige Raumschiffe in großer Zahl und vergleichsweise kurzer Zeit zu Alpha Centauri zu schicken. Breakthrough Watch sollte dafür nach Zielplaneten suchen. Alpha Centauri A und B umkreisen sich in etwa vier Lichtjahren Entfernung von uns ziemlich eng, in einem Orbit um sie herum befindet sich der dritte Stern Proxima Centauri. Gerade dort haben Forscher der Breakthrough Initiatives jüngst womöglich ein mysteriöses Signal gefunden, das aber ebenfalls noch analysiert wird.

(mho)