Als der King starb: Zum 30. Todestag von Elvis Presley

Der King ist tot. Die Nachricht vom Tod Elvis Presleys erschütterte am 16. August 1977 die ganze Welt. Mit Landei-Charme und einer Prise Sex war der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Südstaatler zum ersten globalen Pop-Idol geworden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 295 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 30 Jahren starb Elvis Presley, der "Jesus der Musik-Geschichte" (Bela B., Die Ärzte). Mit seiner Person verbunden ist die grundlegende Veränderung der Musikwelt, die Entstehung des Pops, der von Schwarzen wie von Weißen gespielt und gehört werden kann, der Einbruch des Sex in die Musik. Mit über einer Milliarde verkaufter Songs gilt er als der erfolgreichste Musiker unserer Zeit. Er ist der einzige, dessen Leben von seinen Fans mit knapp 3000 Artikeln in einem eigenen Kompendium namens Elvispedia dokumentiert wird.

Als Elvis im Alter von nur 42 Jahren in seinem schwulstigen Heim Graceland starb, fanden die Ärzte Spuren von 14 verschiedenen Drogen in seinem Körper. Viermal vorher konnte der Sänger nach einer Überdosis Drogen ins Leben zurückgeholt werden, diesmal kam jede Hilfe zu spät. Mit seinem Tod reihte sich Elvis in die Galerie der Stars wie Charlie Parker, Jimi Hendrix und Janis Joplin, die an Drogen zugrunde gingen – mit einem Unterschied: Elvis war innerlich schon tot, als sein Körper aufgab.

Der 1935 in Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi geborene Elvis Presley kam aus ärmsten Verhältnissen. Seine Eltern schenkten ihm eine Gitarre, weil das Geld nicht für ein Fahrrad reichte. Mit seinen ersten fünf Singles katapultierte sich Elvis in die Musikgeschichte und kreierte eine Mischung, die nach seinem Biographen Greil Marcus aus Blues, Landei-Charme, Sex und Kleinkriminalität bestand und perfekt dem Lebengefühl der amerikanischen Teenager entsprach. Anders als etwa Johnny Cash gerierte sich Presley zwar als Rebell, unterwarf sich aber den Regeln der Unterhaltungsindustrie, vom abgeleisteten Militärdienst in Deutschland bis zum Einspielen von Schlagern und Schnulzen.

Mit seinen Bühnenauftritten signalisierte Presley dem prüden Amerika, dass Sex und Musik eine Gegenmacht bilden, die sich in den 60ern entfalten konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte freilich der Starkult um Presley ein Ausmaß angenommen, dass dieser den Kontakt mit der Realität verlor und das Schlimmste tat, was ein Musiker tun kann (Lester Bangs): Er verachtete seine Fans und verlor sich schließlich selbst.

Da das Radio seit heute morgen Presley auf allen Kanälen sendet, nur einige weitergehende Hinweise:

  • Zum Tode von Elvis Presley sendet der Kulturkanal Arte heute ab 20:40 die Elivis-O-Rama-Nacht, beginnend mit dem GI-Blues als Dokumentaion der 60er-Jahre, in denen sich Elvis mit dem Militärdienst auf dem Weg zum braven guten Amerikaner ist. Anschließend folgt das eigentliche Elvis-O-Rama, ursprünglich ein Zusammenschnitt mit Szenen von Elvis' Todestag, bereichert um verschiedene Kurzfilme und Interpretationen von seinen Songs. Arte selbst preist die Sendung als Youtube-artigen Zusammenschnitt an.
  • Eine weitere Hommage an den King ist Elvis – die illustrierte Biographie, erschienen in der Ehapa Comic Collection.
  • Literarisch hat Tony Parsons den Tod von Elivis in seinem Buch Als wir unsterblich waren verarbeitet.
  • Als zeitgenössischer Text emfiehlt sich Lester Bangs, "Wo waren Sie, als Elvis starb?", erschienen in Village Voice vom 29. August 1977, abgedruckt in der SZ-Diskothek
  • Peter Guralnick hat mit "Last Train to Memphis" und "Careless Love" die derzeit beste Elvis-Biographie geschrieben, für Nichtleser empfehlenswert hier die Audio-CDs gelesen von Bela B. Felsenheimer, erschienen bei Bear Family Records.

(Detlef Borchers) / (vbr)