Altermedia: Deutschlandweite Razzia gegen rechtsextreme Internetplattform â zwei Festnahmen

(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand/Symbol)
In einer bundesweiten Aktion gehen Ermittler der Bundesanwaltschaft gegen fĂŒhrende Betreiber des rechtsextremen Internetportals "Altermedia" vor. Ihnen wird die GrĂŒndung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Inzwischen wurde die Vereinigung verboten.
In einer bundesweiten Aktion gehen Fahnder der Bundesanwaltschaft am heutigen Mittwochmorgen gegen die rechtsextreme Internetplattform "Altermedia" vor. Das berichtet Spiegel Online [1] und fĂŒhrt weiterhin aus, dass sich die Ermittlungen gegen vier Personen aus der FĂŒhrungsebene der Seite richten, denen die GrĂŒndung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen werde.
Zwei Administratoren wurden demnach in Bielefeld und bei Villingen-Schwenningen festgenommen. Fahnder seien aber auch in Berlin und ThĂŒringen sowie der spanischen Stadt Lloret de Mar aktiv. Gleichzeitig seien die Behörden in Russland gebeten worden, den dort stehenden Server der Plattform abzuschalten.
Wichtige Plattform fĂŒr Neonazi-Propaganda
"Altermedia" gilt bereits seit langem als wichtige Plattform fĂŒr die Kommunikation und Propaganda der deutschsprachigen Neonazi-Szene. Im Verfassungsschutzbericht 2014 [2] wird sie als rechtsextreme InternetprĂ€senz bezeichnet, die "zum Teil stark von militaristischen und strafbaren ĂuĂerungen" geprĂ€gt sei. Nicht hinter allen ĂuĂerungen dort stĂŒnden aber konkrete Planungen fĂŒr die Begehung von Straftaten, schreibt das Bundesamt fĂŒr Verfassungsschutz und schloss damit implizit nicht aus, dass solche Planungen dort stattfinden können.
[Update 27.01.2016 â 10:50 Uhr] Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft die Medienberichte bestĂ€tigt und Einzelheiten öffentlich gemacht [3]. Demnach haben insgesamt rund 60 Beamte des Bundeskriminalamts und der Polizeibehörden der LĂ€nder zusammengearbeitet. Den beiden Festgenommenen wĂŒrden nicht nur die GrĂŒndung einer kriminellen Vereinigung vorgworfen, es bestehe auch der dringende Tatverdacht, dass sie Straftaten der Volksverhetzung begangen hĂ€tten. Sie sollen am Mittwoch und Donnerstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgefĂŒhrt werden.
Die beiden hĂ€tten gemeinsam mit drei weiteren Beschuldigten das hierzulande "fĂŒhrende rechtsextremistische Internetportal" Altermedia Deutschland betrieben. DarĂŒber hĂ€tten sie massenhaft und systematisch rechtsextremes und nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten wollen. Dort seien Gewaltaufrufe gegen in Deutschland lebende AuslĂ€nder veröffentlicht, Menschen anderen Glaubens verĂ€chtlich gemacht und der Holocaust geleugnet worden. Die beiden Festgenommenen haben demnach mit drei weiteren namentlich bekannten Beschuldigten die BeitrĂ€ge geprĂŒft und freigeschaltet.
Besonders bedeutende Ermittlung
Die Bundesanwaltschaft erklĂ€rt weiterhin, sie habe die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falles ĂŒbernommen. Die Inhalte des Portals seien weltweit frei zugĂ€nglich und sollten Rechtsextreme zu weiteren Straftaten ermuntern und dadurch ein Klima der Angst schaffen. Das habe auch Einfluss auf des Bild der Bundesrepublik im Ausland.
[Update 27.01.2016 â 11:35 Uhr] Inzwischen hat Bundesinnenminister Thomas de MaiziĂšre (CDU) "Altermedia" verboten. Die Vereinigung fördere und ermögliche "die Verbreitung ĂŒbelster rassistischer und fremdenfeindlicher Kommentare und BeitrĂ€ge, in denen Straftaten gegen AuslĂ€nder verteidigt, zu Straftaten aufgefordert und Taten des Nationalsozialismus gerechtfertigt werden", erklĂ€rte er der dpa zufolge. Ein solches Verhalten sei mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht vereinbar.
[Update 27.01.2016 â 12:45 Uhr] Inzwischen ist "Altermedia" nicht mehr zu erreichen. Offenbar sind die russischen Behörden der Bitte ihrer deutschen Kollegen nachgekommen und haben die Server vom Netz genommen. (mho [4])
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[2] https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2014.pdf
[3] http://www.generalbundesanwalt.de/de/showpress.php?newsid=589
[4] mailto:mho@heise.de
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