Amazon: Am Prime Day verletzt sich angeblich fast jeder zweite Lagerarbeiter

In Amazons Logistikzentren verletzen sich am Prime Day besonders viele Arbeiter, berichtet der US-Senat – 2019 sollen es fast 45 Prozent gewesen sein.

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Amazon Logistikzentrum in Bad Hersfeld, März 2021

Amazon Logistikzentrum in Bad Hersfeld, März 2021

(Bild: 4kclips/Shutterstock.com)

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Am Prime Day kommt es in Amazons Logistikzentren zu besonders vielen Verletzungen. Das geht aus einem Bericht des US-Senats hervor, den das "HELP"-Komitee ("Health, Education, Labor and Pensions") zum Prime Day 2024 veröffentlicht hat. Am großen Shopping-Tag von Amazon hat sich demnach im Jahr 2019 fast die Hälfte der Lagerarbeiter verletzt.

Diese Statistik basiert auf Amazons eigenen Angaben gegenüber dem US-Senat. Am Prime Day 2019 haben sich demnach knapp 45 Prozent der Arbeiter in den US-Logistikzentren von Amazon verletzt, schreibt das Komitee unter der Leitung von Senator Bernie Sanders. Über zehn Prozent der Lagerarbeiter erlitten Verletzungen, die der US-Arbeitsschutzbehörde OSHA gemeldet werden mussten – mehr als doppelt so viel wie in der Branche üblich, heißt es in dem Bericht. Zusätzlich zur Auswertung der Daten hat das Komitee mit über 100 früheren und aktuellen Amazon-Mitarbeitern gesprochen.

"Diese Verletzungsraten sind besonders entsetzlich, wenn man bedenkt, welche unglaublichen Einnahmen das Unternehmen generiert", schreibt das "HELP"-Komitee. 2023 habe Amazon alleine bei seinen Prime Days 12,7 Milliarden US-Dollar an Verkaufsumsatz erzielt.

"Amazon behandelt seine Mitarbeiter weiterhin als austauschbar und missachtet ihre Sicherheit sowie ihr Wohlergehen", teilte Senator Bernie Sanders mit. "Amazon muss für die horrenden Arbeitsbedingungen in seinen Lagern zur Rechenschaft gezogen werden und seine Verletzungsrate deutlich senken."

Ein Grund für die zahlreichen Verletzungen ist laut dem Senatsbericht Unterbesetzungen zu den Stoßzeiten. Demnach wächst zum Prime Day oder im Weihnachtsbetrieb der Arbeitsaufwand, ohne dass Amazon zusätzliche Unterstützung bereitstellen würde. Amazon schaffe es nicht, offene Stellen verlässlich zu besetzen. Das Ergebnis sei Druck auf die Angestellten, unter Missachtung von Sicherheitsrichtlinien schneller zu arbeiten.

Amazon hat den Report als unzutreffend und veraltet kritisiert. "Der Bericht zieht pauschale und ungenaue Schlussfolgerungen, die auf nicht überprüften Anekdoten beruhen", sagte eine Unternehmenssprecherin CNBC. "Er stellt Dokumente falsch dar, die mehrere Jahre alt sind und sachliche Fehler sowie falsche Schlussfolgerungen enthalten." Beispielsweise sei die Behauptung falsch, dass zu Stoßeinkaufszeiten nicht ausreichend Personal zur Verfügung stehe.

Seit 2019 habe Amazon seine Verletzungsrate für Fälle, die über einfache Erste-Hilfe-Leistung hinausgehen, in den USA um 28 Prozent reduziert. Das Aufkommen schwerer Verletzungen, die zum Arbeitsausfall führen, habe Amazon seit 2019 um 75 Prozent reduzieren können.

(dahe)