Wette auf die Zukunft: Amazon will Fulfillment-Anbieter werden

Amazon könnte mit der Öffnung seiner Logistikdienste viel Geld verdienen. Analysten sehen "Lieferkette by Amazon" analog zu Amazon Web Services AWS.

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(Bild: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock.com)

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Spekulationen um ein mögliches drittes Standbein für Amazon – neben dem Cloud-Geschäft Amazon Web Services (AWS) und dem Einzelhandel – ist schon lange ein Thema. Nun könnte der E-Commerce-Riese mit "Supply Chain by Amazon" und der Öffnung seine Logistikdienste für Drittanbieter als Fulfillment-Anbieter Analysten zufolge 100 Milliarden Dollar zusätzliche Einnahmen generieren, berichtet Bloomberg.

"Supply Chain by Amazon" soll den Spekulationen zufolge Dienste wie See- und Luftfracht bis zur Lagerhaltung und Lieferung an den Kunden inklusive anfallender Zoll-Abwicklungen umfassen. Die Öffnung des eigenen Logistiknetzwerks in ein Serviceangebot für Händler außerhalb Amazons, könne "eine große Kostenstelle in ein Profitcenter umwandeln", so der Analyst Youssef Squali von Truist Securities.

Die "Lieferkette by Amazon"-Strategie zeige Parallelen zu AWS, die der Konzern im ersten Schritt für den eigenen Bedarf aufgebaut und später für Dritte geöffnet hat. Laut Thomas Martin, Senior Portfolio Manager bei Globalt Investments, gebe es "allen Grund zu der Annahme, dass Amazon dieses Ziel verfolgt und letztendlich erfolgreich sein wird". Es könne allerdings einige Zeit dauern, bis mit der Lieferkette der Punkt erreicht sei, an dem Amazon wirklich Geld verdiene, so Martin weiter.

Angekündigt hatte Amazon die Erweiterung seines Fulfillment-Geschäfts bereits im September, wie Business Insider berichtete. Dharmesh Mehta, Vice President of Selling Partner Services bei Amazon, sagte demnach, dass das Unternehmen seine neue Supply-Chain-Produktsuite als weitere "große Wette" betrachtet. Mehrere neue Angebote von Amazon sollen Verkäufer bei der Abwicklung ihrer Geschäfte demnach unterstützen.

Die Supply Chain by Amazon-Produktsuite umfasse laut Business Insider "Rabatte für grenzüberschreitende Transporte, automatisierte Bestandsauffüllung, verbesserte Sichtbarkeit und Nachverfolgung sowie kostengünstige, langfristige Großlagerhaltung durch Amazon Warehousing and Distribution (AWD)". Amazon plane außerdem, in den kommenden Monaten einen Multi-Channel-Distributionsservice einzuführen, der es den Verkäufern ermöglicht, "die Einrichtungen von Amazon zu nutzen, um ihren Bestand in großen Mengen über mehrere Verkaufskanäle aufzufüllen". In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen wegen Covid-19 habe das Unternehmen massiv in Lagerhäuser investiert, um dem enormen Bestellaufkommen gerecht werden zu können.

Amazon sei im Grunde eine beliebte Aktie, "und zwar nicht so sehr aufgrund der heutigen Gewinne, sondern vielmehr aufgrund dessen, was sie in den Jahren 2024 und 2025 tun werden", erklärt Martin von Globalt.

Medienberichten zufolge hat Amazon bereits im August "ausgewählten" Webshops außerhalb der eigenen Handelsplattform den Paketversand angeboten. Interessenten stehe eine Website zur Registrierung zur Verfügung. Auslieferungen sollen demnach innerhalb von zwei bis fünf Werktagen erfolgen und nicht, wie auf der eigenen Plattform mit aktivem Prime-Abo, innerhalb eines Tages – an einigen Standorten in den USA sogar am selben Tag. Amazon trete so in direkte Konkurrenz zu UPS und FedEx.

(bme)