Amazons Alexa erzählt KI-Quatsch zu den US-Wahlen 2020

Die US-Wahl 2020 sei gestohlen worden – das behauptet nicht nur Donald Trump, sondern nun auch Alexa. Es bleibt aber Quatsch.

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Alexa soll schlauer werden

Lautsprecher Amazon Echo mit dem Alexa Voice Service.

(Bild: dpa, Franziska Gabbert/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass es bei den Wahlen des neuen US-Präsidenten 2020 zu Betrug kam. Die Wahl ist auch nicht "gestohlen" worden. Dennoch behauptet Amazons Alexa das. Die Vorwürfe hatte der damals scheidende US-Präsident Donald Trump erhoben – ohne jeglichen Beweis dafür. Trump-nahe Medien haben dennoch von Betrug gesprochen. Und über die Vorwürfe haben freilich auch andere Medien berichtet, nur eben darüber, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass irgendetwas schieflief. Künstliche Intelligenz hat mit derartigen Dissonanzen jedoch ihre Probleme.

Amazons Alexa hat laut der Washington Post die Mär von den gestohlenen Wahlen wiedergegeben, ohne auch nur darauf hinzuweisen, dass es keine Beweise dafür gibt, und dass nur ein begrenzter Kreis von Menschen die Behauptung überhaupt aufgestellt hat. Als Quelle soll Alexa Rumble genannt haben. Das ist eine Videoplattform, auf der vor allem Konservative Inhalte teilen. Diese suchten Rumble vermehrt auf, als es Vorwürfe gab, Youtube würde ihre Inhalte zu stark zensieren.

Dabei vertreibt Amazon seinen Sprachassistenten explizit damit, eine zuverlässige Quelle bei der Informationssuche zu sein. Das Problem wird aber noch deutlicher: Alexa behauptet laut Washington Post auch, Donald Trump habe 2020 Pennsylvania gewonnen. Doch der US-Bundesstaat ging damals an Joe Biden.

Ein Amazon-Sprecher erklärt dazu: "Alexa erhält Informationen aus einer Vielzahl von Quellen. Dazu zählen Amazon sowie lizenzierte Anbieter von Inhalten und Webseiten wie Wikipedia. Bei diesen Antworten handelte es sich um Fehler, die nur wenige Male auftraten und schnell behoben wurden, als wir darauf aufmerksam gemacht wurden." Man prüfe und verbessere die Systeme kontinuierlich.

Dass Chatbots und Sprachmodelle halluzinieren, also Fakten falsch wiedergeben oder sich ausdenken, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch erschreckt es freilich, wenn offensichtlich falsche Informationen zu einem so relevanten Themenbereich wie den Wahlen wiedergegeben werden. Auch in Deutschland hat AlgorithmWatch mit Partnern im Vorfeld zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen am vergangenen Sonntag eine Untersuchung durchgeführt. Sie befragten Microsofts Bing-Chat. Der nannte wiederholt einen Politiker als Spitzenkandidat, der sich schon längst aus der Politik zurückgezogen hat. Auch Antworten zu Skandalen rund um den Spitzenkandidaten der Freien Wähler in Bayern, Hubertus Aiwanger, waren mindestens verdreht. AlgorithmWatch mahnt, dass KI für die Demokratie gefährlich werden kann.

Update

Ein Amazon-Sprecher erklärt zu den Vorwürfen: "Alexa hilft Kund:innen dabei, sich über Wahlmaßnahmen und Kandidat:innen, aktuelle Umfragen und Wahlergebnisse zu informieren. Wir arbeiten mit glaubwürdigen Quellen wie Reuters, Ballotpedia und RealClearPolitics zusammen, um Echtzeitinformationen bereitzustellen. Während der Wahlen nennen wir die Quellen und Medien, damit Kund:innen genau wissen, woher die Informationen stammen. Kund:innen können auch wählen, von welchem Nachrichtenanbieter sie Audio- oder Video-Informationen sowie Live-Updates erhalten möchten. Dazu zählen CNN, Fox News, NPR, USA Today und viele mehr."

(emw)