Amerikas erster Computer ENIAC I wird 60

Vor 60 Jahren wurde der "Electronical Numerical Integrator and Computer" vorgestellt. ENIAC gilt vor allem in den USA als erster Computer, auch wenn es zuvor schon einige als Computer zu bezeichnende Systeme wie die Zuse-Rechner gab.

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Von
  • Andreas Stiller

Hübsch präsentiert: die ENIAC-Einheiten - links wahrscheinlich der Speicher für eine einzige Dezimalziffer (Photo U.S. Army)

Heute vor 60 Jahren wurde der "Electronical Numerical Integrator and Computer" ENIAC I in der New York Times vorgestellt. Laut Mitteilung des War Departments war die offizielle Einweihung der "erstaunlichen Maschine" an der Moore School of Electrical Engineering erst für den 16. Februar geplant – aber die New York Times war schon immer etwas schneller.

ENIAC gilt vor allem in den USA als erster Computer überhaupt, de facto aber gab es schon einige als Computer zu bezeichnende Systeme zuvor, vor allem die mit Relays arbeitende Zuse 3, die am 12. Mai 1941 erstmals vorgestellt wurde und die via Bandlaufwerk sogar programmierbar war. Der mit 17.468 Röhren arbeitende ENIAC musste hingegen von Hand umverdrahtet werden. Die Entwickler Presper Eckert und John William Mauchly von der Universität von Pennsylvania bekamen auch in den USA nicht die Ehre zuerkannt, den Computer an sich erfunden zu haben, weil sie sich – wie ein Patentgericht Anfang der 70er Jahre befand – bei Ideen und Patenten von John Vincent Atanasoff und Cliffort Berry bedient haben sollen.

ENIAC I arbeitete dezimal, für eine Dezimalziffer war ein großes Chassis mit 22 Röhren nötig. 10 Ziffernchassis wurden samt Vorzeichenspeicher und Addierwerk zu Akkumulatoren in einem großen Rack zusammengestellt. Einschließlich der Multiplikations-, Divisons-, Wurzelzieh- und Ein/Ausgabe-Einheiten für die IBM-Lochkartenleser und -Stanzer waren es insgesamt 40 Racks, die 27 Tonnen wogen und rund 150 Kilowatt verbrauchten. Die mit 100 kHz betriebenen Röhren konnten entweder 5000 Additionen oder 357 Multiplikationen oder 38 Divisionen pro Sekunde ausführen. Die Maschine lief bis 1955, dann wurde sie demontiert und die einzelnen Racks über verschiedene Einrichtungen verteilt. Die meisten Reste sind im American History Museum des Smithsonian Institute zu finden.

Doch man muss nicht über den großen Teich fliegen, wenn man ENIAC-Feeling 1:1 erleben möchte. Im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu Paderborn befindet sich eine Leihgabe eines Original-Racks unter Glas und maßstabsgetreue Schaubilder vermitteln den Eindruck des Rechnerraums.

Oder man emuliert die Maschine. So konstruierte eine Studentengruppe zum 50. Geburtstag unter der Leitung von Professor Jan van der Spiegel der Universität von Pennsylvania einen ENIAC-on-a-Chip. Und zur heutigen Geburtstagsfeier präsentiert die PENN einen in Java geschriebenen Emulator, der vor zwei Jahren in Deutschland von Till Zoppke und Raúl Rojas am Mathematischen Institut der Berliner Universität entwickelt wurde. Neben dem Java-Emulator haben die beiden auch die Arbeitsweise des ENIAC sehr schön dokumentiert. Daneben gibt es noch weitere Emulatoren, etwa den Java-Emulator von Peter Hansen von der Universität Osnabrück, ebenfalls mit guter Dokumentation.

Mehr zu ENIAC I bringt c't in der kommenden Ausgabe (ab Montag, den 20. Februar, in Handel): (as)

  • 60 Jahre (amerikanische) Computer, ENIAC I feiert Jubiläum, c't 5/06, S. 20