Analyst erwartet erste ARM-Macs 2012

Apple arbeitet nach Ansicht eines Analysten längst daran, das MacBook Air von Intel- auf ARM-Prozessoren umzusatteln – dieser Umstieg könne schon in der zweiten Jahreshälfte 2012 passieren.

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In einem gestern veröffentlichten Bericht für Investoren stimmt Barclays-Capital-Analyst Ben Reitzes laut Barrons.com in die jüngst wieder aufgeflammten Spekulationen um ARM-Prozessoren in Macs ein. "Wir glauben, dass Apple bereits fleißig an der Software arbeitet, um diesen Umstieg bei der MacBook-Air-Reihe zu vollbringen", so der Analyst. "Durch die Eigenentwicklung von ARM-basierten Prozessoren und ARM-basierter iOS-Software würde dieser Umstieg ziemlich natürlich für Apple ausfallen." Reitzes geht davon aus, dass Apple als erster PC-Hersteller schon im zweiten Halbjahr 2012 "für einige Macs" auf ARM-Chips setzen könnte.

Charlie Demerjian von SemiAccurate berichtete Anfang Mai unter Berufung auf anonyme Quellen, dass Apple in Zukunft außer Tablets auch Notebooks mit ARM-SoCs bestücken will – angeblich aber frühestens ab 2013. Auch das würde den Marktanteil von ARM im PC-Markt steigern. Über die Gründe für einen solchen erneuten Wechsel des CPU-Typs kann man zurzeit nur spekulieren – beispielsweise könnte Apple mit den billigeren und sparsameren ARM-Chips entweder billigere Laptops fertigen oder die eigenen Margen steigern wollen. Zählt man Tablets mit zu den Mobilcomputern, ist Apple schon heute der viertgrößte PC-Verkäufer der Welt.

Die von Demerjian erwähnten ARM-Kerne mit 64-Bit-Befehlssatz sind dabei allerdings noch nicht einmal von ARM als Entwurf angekündigt worden; der jüngste, frühestens erst 2012 in serienreifen Halbleiterchips erwartete Cortex-A15 arbeitet weiterhin 32-bittig, kann aber in SoCs stecken, deren Speicher-Controller mehr als 4 GByte adressieren. Dass innerhalb der nächsten zwei Jahre Prozessoren mit 64-bittigen ARM-Kernen erscheinen, scheint aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, wenn man die Entwicklungszyklen bei den Embedded-Prozessoren mit ARM-Kernen bedenkt: Von der Vorstellung des Cortex-A8 im Jahr 2005 bis zur Auslieferung der ersten Smartphones mit Cortex-A8-SoCs im Jahr 2009 vergingen rund dreieinhalb Jahre. Auch Warren East von ARM hat ausdrücklich erwähnt, dass eine "ARM64"-Mikroarchitektur schon wegen der begrenzten Entwicklungsressourcen seiner Firma nicht so bald zu erwarten sei.

In den letzten Wochen gab es allerdings auch Spekulationen, wonach einerseits Apple auf der Suche nach einem alternativen Auftragsfertiger für (künftige) ARM-SoCs sei – die aktuellen Apple A5 und A4 fertigt Samsung – und sich andererseits Intel noch stärker als Auftragsfertiger betätigen wolle. Eine Theorie lautet, Intel wäre sogar zur Fertigung von ARM-SoCs bereit. Damit würde sich Intel als Auftragsfertiger (Foundry) gegen einheimische Konkurrenzfirmen wie IBM und vor allem Globalfoundries positionieren, zu der die ehemalige AMD-Fertigungssparte gehört. (lbe)