Anfang vom Ende der Blockade? Westliche Technik mit russischer Rakete gestartet

Seit über einem Jahr wird Russlands Raumfahrt vom Rest der Welt und vor allem vom Westen weitestgehend blockiert. Nun stellt sich die Frage, ob es dabei bleibt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Startende Rakete

Start der Sojus-Rakete

(Bild: Salem AlMarri سالم حميد المري)

Lesezeit: 2 Min.

Zum ersten Mal seit die russische Raumfahrt wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine weitestgehend vom Rest der Welt und vor allem vom Westen abgeschnitten wurde, hat eine russische Rakete wieder europäische Technik ins All gebracht. Das geht aus einer Mitteilung der russischen Nachrichtenagentur Tass hervor, laut der eine vom Kosmodrom Wostotschny gestartete Sojus-Rakete unter anderem zwei Satelliten aus Malaysia und den Vereinigten Arabischen Emiraten ins All gebracht hat. Letzterer heißt PHI-Demo und hat an Bord auch Technik von Unternehmen aus Luxemburg und Großbritannien. Das US-Magazin ArsTechnica, das den Sachverhalt publik gemacht hat, fragt nun, ob sich hier ein Ende der Blockade Russlands in der Raumfahrt andeutet.

Laut Tass wurden mit der Trägerrakete vom Typ Sojuz-2.1b insgesamt 43 Satelliten ins All geschossen, darunter ein russischer Wettersatellit. Einer der 42 kleinen Satelliten heißt PHI-Demo und wurde laut Gulf Today "zu 100 %" in den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelt. An Bord hat dieser aber auch Technik eines Unternehmens namens OQ Technology, das zwar als emiratisches Start-up bezeichnet wird, seinen Sitz aber in Luxemburg hat. Das "revolutionäre Antriebssystem" stammt demnach von SteamJet, einem britischen Unternehmen. Weil gleichzeitig auch noch ein kleiner Satellit aus Malaysia mit der Rakete ins All geschickt wurde, könnte es sich um einen ersten Schritt hin zum Ende der fast vollständigen Blockade der russischen Raumfahrt handeln.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hatten Europa und die USA unter anderem Sanktionen gegen den Raumfahrtsektor des Aggressors verhängt. Daraufhin waren auch alle Starts von russischen Sojus-Raketen aus Französisch-Guayana abgesagt worden. Während die russische Raumfahrt in der Folge weitgehend isoliert wurde, läuft lediglich der gemeinsame Betrieb der Internationalen Raumstation ISS weiter. Hier sind beide Seiten aufeinander angewiesen und mit russischen Raketen werden auch weiterhin westliche Astronauten zur ISS geflogen. Ob der jetzt erfolgte Start eine Trendumkehr bei der Blockade einleitet, sei noch nicht abzusehen, zitiert ArsTechnica einen Experten.

(mho)