Anga Com: Deutschland kommt bei Gigabit-Internet voran

Mit neuen Marktzahlen demonstrieren die Telekom-Konkurrenten auf der Kabelmesse Stärke beim Breitbandausbau. Doch noch macht kaum ein Kunde davon Gebrauch.

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Ausbau

(Bild: dpa, Guido Kirchner)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Nach Zahlen des Branchenverbandes VATM ist die Zahl der gigabitfähigen Anschlüsse im Juni auf insgesamt 15,2 Millionen gestiegen (Vorjahr: 11 Millionen). Tatsächlich Gebrauch von dem Angebot machen bisher knapp 3,7 Millionen Haushalte. Im Rahmen der Breitband-Messe Anga Com forderten Branchenvertreter verstärkte Anstrengungen der Politik.

Der Ausbau von Docsis-3-Anschlüssen in Kabelnetzen trägt zur Verbreitung bei. Vodafone will bis 2021 alle 9,2 Millionen Anschlüsse mit Gigabit-Geschwindigkeiten ausrüsten, sagte Christoph Clément, Mitglied der Geschäftsführung des Anbieters. Werde der geplante Zusammenschluss mit Unitymedia genehmigt, seien es sogar 25 Millionen Haushalte bis 2022. Der Konkurrenz der Deutschen Telekom warf er vor, nur im "Schneckentempo" auszubauen.

Nach Zählung des VATM trägt der Magenta-Konzern gerade einmal 635.000 potenzielle und 167.000 tatsächliche Gigabit-Anschlüsse zur Gesamtbilanz bei. Allerdings wurden bei der Studie die meisten Angebote der Telekom ausgespart, da sie auch mit Beschleunigungstechniken wie Super-Vectoring nicht auf Gigabit-Geschwindigkeit kommen. Der Bonner Konzern hatte angekündigt, künftig selbst auf Glasfaser statt auf die vorhandene Kupfer-Infrastruktur setzen zu wollen.

Der Ausbau originärer Glasfaser-Anschlüsse kommt noch relativ gemächlich voran. Die Zahl der erschlossenen Haushalte stieg von 3,6 auf 4 Millionen. Tatsächlich angeschlossen sind jedoch nur 1,28 Millionen. Die Anschlussquote liegt bei knapp 32 Prozent, etwa zwei Punkte mehr als im vergangenen Jahr. Allerdings gibt es hier innerhalb der Branchen noch unterschiedliche Vorstellungen, ab wann ein Haushalt offiziell als erschlossen gezählt wird – ob tatsächlich ein Anschluss bereitsteht oder ob eine entsprechende Leitung nur am Grundstück vorbeiführt.

David Zimmer vom Glasfaser-Pionier inexio verwies darauf, dass die Genehmigungsverfahren insbesondere bei den ländlichen Kommunen noch viel zu lange dauerten. "In Ostdeutschland hat man es geschafft, in drei, vier Jahren ein neues Netz zu bauen – heute dauert es alleine zwei Jahre eine Genehmigung zu bekommen", erklärte Zimmer in Köln.

Um die Kunden zu motivieren, die leistungsfähigsten Tarife zu buchen, plädieren Branchenvertreter für Voucher-Lösungen, bei denen Kommunen oder Kunden direkt Gutscheines des Bundes bekommen, mit denen sie Glasfaser-Anschlüsse subventionieren können. Gleichzeitig appellieren sie dafür, Billigangebote aus dem Markt zu streichen. "Es macht keinen Sinn, Kupfergeschwindigkeiten auf Glasfaser anzubieten", ermahnte Uwe Nickl, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser. Gleichzeitig müsse die Regierung Produkte unterstützen, die die Breitbandnutzung der Bürger fördern. (vbr)