Angehörige von Columbine-Opfern verklagen Nintendo (update)

Die Angehörigen eines bei dem Columbine-Massaker vor zwei Jahren erschossenen Lehrers verklagen 25 Entertainment-Firmen auf fünf Milliarden Dollar Schadenersatz.

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Am 20. April 1998 erschossen der 17-jährige Dylan Klebold und der 18-jährige Eric Harris zwölf Schüler und einen Lehrer an der Columbine High School in Littleton, Colorado. Die Witwe des ermordeten Lehrers Dave Sanders und dessen zwei Stieftöchter verklagen nun 25 Medien-Unternehmen auf Schadenersatz. Die Klage richtet sich hauptsächlich gegen die Hersteller von Videospielen, darunter Nintendo, id Software, GT Interactive, Activision, Sega, Sony, Atari und Virgin Interactive und beläuft sich auf fünf Milliarden US-Dollar, meldete die Denver Post. Weder Nintendo noch die Familie Sanders gaben bisher einen Kommentar ab.

Klebold und Harris spielten gerne den Ego-Shooter "Doom", was nach dem Massaker zu einer großen Diskussion um Gewalt in Videospielen in den USA führte. Dabei traten das besondere Datum des Amoklaufs (der Geburtstag von Adolf Hitler) und die sozialen und psychologischen Ursachen der Tat in den Hintergrund. John DeCamp, der Anwalt der Sanders, macht Gewalt in Videospielen und Filmen für den Amoklauf verantwortlich. Ohne Filme wie "Jim Carrol – In den Straßen von New York" (im Original "The Basketball Diaries") wäre das Massaker nie passiert, meint DeCamp. Anstatt die Verbreitung von gewalttätigen Videospielen unter Minderjährigen zu verhindern, habe die Videospielindustrie systematisch diese Spiele an Jugendliche vermarktet. Dem müsse ein juristischer Riegel vorgeschoben werden. Der Film mit Leonardo Di Caprio von 1995 ist hierzulande von der FSK ab 12 Jahren frei gegeben.

Der Hersteller von "Doom", die texanische Softwarefirma id Software gehört auch zu den Beklagten. John Carmack von id Software bekam einen Brief vom Anwalt der Familie Todd, dessen Sohn Evan bei dem Amoklauf verletzt worden war. In diesem Brief fordert der Anwalt Carmack auf, bis spätestens zum 30. April dieses Jahres den Verkauf der Spiele von id Software an Minderjährige zu verbieten. In einem ersten Kommentar sah id Software Chef Todd Hollenshead der Klage gelassen entgegen. Die Vorwürfe seien die gleichen, wie bei der Klage zum Amoklauf an der Heath High School in Paducah, Kentucky. Diese wurde im April vergangenen Jahres vor einem US-Gericht abgeschmettert. (hag)