Anthropic-KI überholt sich selbst: Bessere Bilderkennung, besseres Coding

Anthropic hat die erste Variante seines KI-Assistenten Claude in Version 3.5 Sonnet online gebracht. Zum gleichen Preis soll es schneller und schlauer sein.​

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Umriss eines menschlichen Kopfes auf orangem Hintergrund; im Kopf Gekritzel

(Bild: Anthropic)

Lesezeit: 3 Min.

Anthropics KI-Assistent Claude ist ab sofort in einer verbesserten Version verfügbar. Claude 3.5 Sonnet löst Claude 3 Sonnet ab. Sonnet ist die "mittlere" Variante Claudes. Das kleinere Geschwister Haiku ist günstiger, aber nicht so "intelligent", während Opus teurer in der Nutzung, aber dafür "intelligenter" ist – grundsätzlich. Denn jetzt soll Claude 3.5 Sonnet günstiger und schlauer sein als Claude 3 Opus.

Schneller auch: Das neue Sonnet soll Aufgaben in der halben Zeit lösen, die das alte Opus braucht. Das ist insbesondere für Chatbot-Betreiber attraktiv, die Kundensupport von wissenden Menschen an berechnende KI auslagern wollen. Der Anbieter plant, Claude 3.5 im Jahresverlauf auch in der günstigeren Variante Haiku und der mächtigeren Version Opus herauszubringen. Seit etwa fünf Wochen ist Claude auch in Europa verfügbar.

Besonders stolz ist der Anbieter auf die in internen Tests erreichten Verbesserungen beim Programmieren von Software-Updates, also dem Ausbessern von Fehlern oder dem Hinzufügen neuer Funktionen zu vorgegebenem Open Source Code. Wo Claude 3 Opus 38 Prozent der gestellten Aufgaben meistert, reüssiert Claude 3.5 Sonnet in 64 Prozent der Fälle.

Auch die Bildauswertung will Anthropic deutlich verbessert haben, speziell bei der Interpretation von Tabellen und Grafiken. Zudem könne der neue KI-Assistent besser Text in nicht perfekt aufgenommenen Bildern transkribieren. In einer Reihe weiterer Benchmark-Tests übertrifft Claude 3.5 Sonnet die Mitbewerber GPT-4o und Gemini 1.5 um einige Prozentpunkte. Diese Tests sind standardisiert und wenig aussagekräftig für den tatsächlichen Umgang mit Chatbots.

Verfügbar ist Claude 3.5 Sonnet in einer gebührenfreien Variante für Internetbrowser und als iOS-App, allerdings mit Ratelimits. Bei gebührenpflichtiger Nutzung sind diese Grenzen fünfmal so hoch gesetzt. Dafür fallen wie schon bei der Vorgängerversion drei US-Dollar pro Million Eingabetokens und 15 Dollar pro Million Ausgabetoken an, mit einem 200.000 Token großen Kontextfenster. Das beschreibt, wie viel Claude auf einmal verarbeiten kann.

"Unser Ziel ist, die Kompromisse zwischen Auffassungsgabe, Geschwindigkeit und Kosten alle paar Monate deutlich zu verbessern", sagt Anthropic, das zu seinen Investoren auch Amazon.com und Google zählt. Parallel arbeitet Anthropic an Zusatzangeboten, um die KI besser nutzbar zu machen.

Jetzt neu ist ein Workspace namens Artifact. Er zeigt in einem separaten Fenster jene Inhalte an, die Claude gerade auf Zuruf des Nutzers erstellt hat. Die Inhalte können dann bearbeitet und weiterverwendet werden. Derzeit nur vom jeweiligen User, in Zukunft auch von Kollegen. In Zukunft könnte Claude seine Merkbefreiung verlieren: Die Entwickler forschen an einem Feature namens Memory, mit dem sich Claude die bisherigen Interaktionen mit einem bestimmten User und dessen Vorlieben merkt; das soll Personalisierung und Effizienz steigern.

(ds)