Appian nutzt generative KI für Prozessautomatisierung

Appian hat eine neue Version seiner Low-Code-Plattform vorgestellt. Wesentliche Neuerungen sind der Einsatz generativer KI die Erweiterung ihrer Data Fabric.

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(Bild: iX)

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Von
  • Harald Weiss
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Auf seiner diesjährigen europäischen Kundenveranstaltung hat Appian die neueste Version 23.4 seiner Low-Code-Plattform vorgestellt. Sie vertieft die Einbindung von KI-Assistenz: Eine KI-gestützte Prozessautomatisierung und ein AI Copilot erweitern jetzt den Funktionsumfang der Plattform. Dazu kommt eine Vorabversion von Self-Service-Analytics (SSA), die in Verbindung mit Appians Data-Fabric das intuitive Erstellen von Abfragen und Reports ermöglichen soll.

Der Copilot nutzt generative KI, um Vorschläge für die nächsten Maßnahmen zu machen. Auch unstrukturierte Daten sollen so mit hoher Genauigkeit analysierbar und extrahierbar werden. Laut Appian erstreckt sich der integrierte KI-Ansatz über die ganze Plattform hinweg. "Wir schaffen eine Art Demokratisierung der KI-Nutzung", sagt Rami-Habib Eid-Sabbagh, Director Product Management bei Appian. Demokratisierung heißt in dem Kontext, dass KI bei Appian keine eigenständige Technologie ist, sondern auf der Plattform wahlfrei in Verbindung mit allen anderen Services wie robotergesteuerter Prozessautomatisierung und Process-Mining genutzt werden soll.

Das fügt sich nahtlos in die Strategie des Frankfurter Unternehmens ein, das sich zunehmend als Anbieter einer "Composable Business"-Plattform positioniert. Ein Unternehmen kann man als composable bezeichnen, wenn es eher modular aufgebaut ist und seine diversen Segmente jederzeit neu organisieren kann. Die Rolle als Technologie-Provider legt Appian damit langsam ab. Beispielsweise kam der Begriff Low Code in Veranstaltungs-Keynote überhaupt nicht mehr vor. Stattdessen sprach Appians CEO und Gründer Matt Calkins über künstliche Intelligenz in allen Facetten. Nutzen für Anwender böte die Technologie zum Beispiel bei der Dokumentenbearbeitung, in der ein PDF nicht nur gescannt, sondern darüber hinaus auch vektorisiert wird – wodurch eine automatische Klassifizierung und Extrahierung möglich wird. Mittels einer Vektorsuche lassen sich dann auch ähnliche Dokumente oder andere Zusammenhänge automatisch aufspüren.

Ein wesentliches Element für die neuen Funktionen bildet dabei die Data-Fabric – eine von Appian aufgezogene virtuelle Datenbank, die als Schicht über sämtlichen separaten Datenquellen des jeweiligen Unternehmens liegt. Das erlaubt den Zugriff auf alle Daten, egal wo sie sich befinden und ohne die Notwendigkeit, sie physisch verschieben zu müssen. Sie stellt eine Alternative zum üblichen Data Lake oder Data Warehouse dar. Laut Appian gibt es derzeit täglich rund 16 Milliarden Transaktionen auf der Data-Fabric-Plattform.

Die neuen generativen KI-Funktionen sollen dabei eine Ergänzung zu den bereits bestehenden KI-Tools wie den Werkzeugen zur Betrugserkennung oder zur Risikoanalyse darstellen. Das Ziel ist eine deutliche Vereinfachung von Abfragen, Analytics und Reports, die jetzt in natürlicher Sprache gestellt und somit direkt von Business-Usern genutzt werden können. Appian verpackt die neue Zugänglichkeit als "Self-Service-Reports". Sogar das freie Chatten mit Bezugnahme auf sämtliche Daten, die in der Data-Fabric abrufbar sind, soll möglich sein. Die Rolle von generativer KI ist hier eine Art Interface zwischen Nutzern und der Data-Fabric.

Tatsächlich zeigt sich, dass solche vordefinierten Abfragefunktionen zu einer deutlich höheren Produktivität führen können. Appian gibt an, dass die Report-Erstellung von drei Stunden auf fünf Minuten sinken kann, dass die Report-Ausführung um ein Sechsfaches beschleunigt wird, die Chart-Erstellung in einem Viertel der Zeit möglich ist und Suchabfragen um den Faktor zwei bis vier verkürzt würden.

Die neuen KI-Funktionalitäten hat Appian bereits mit mehreren Kunden getestet. Beispielsweise setzt die französische Baumarktkette Leroy Merlin die Appian-Plattform für das Retouren-Management ein. Durch die neue KI-basierte Automatisierung konnte der Erstattungs- und Rückgabeprozess von 15 auf anderthalb bis zwei Tage reduziert werden. Ein anderer Kunde ist das italienische Agrar-Unternehmen Amadori, das die Appian-Plattform für sein Supply-Chain-Management nutzt. Viele Prozesse im Bereich des Flottenmanagements, die früher zwei Wochen gedauert hätten, wären dank der Data-Fabric und Appians Automatisierungsfunktionen jetzt in drei Tagen erledigt, berichtet das Unternehmen.

(kki)