Apple Pay: Gespräche mit Visa in Europa
Während Apple selbst sich zu einem Start seines mobilen Bezahldienstes außerhalb der USA bedeckt hält, bestätigte ein Manager von Visa Europa nun Verhandlungen.
- dpa
Über einen Start von Apple Pay in Europa wird derzeit verhandelt. Das sagte ein Manager des Kreditkartenherausgebers Visa Europe gegenüber der Financial Times. Das Unternehmen arbeite eng mit den Mitgliedsbanken zusammen, um diesen neuen Service auch in diesen Markt zu bringen, sagte Steve Perry, Chief Digital Officer der seit 2007 von ihrer ehemaligen US-Schwester Visa Inc. unabhängig arbeitenden Firma.
Apple selbst gab bisher keine Hinweise darauf, wie schnell das System, das iPhone 6, 6 Plus oder Apple Watch voraussetzt, außerhalb der USA eingeführt werden könnte. Dort startet es im Oktober mit einigen großen Bankpartnern und soll sofort Visa, Mastercard und American Express unterstützen, zudem später auch Discover.
Schon seit Jahren versuchen Mobilfunk-Anbieter, Kreditkarten-Konzerne und auch Internet-Firmen wie Google, die digitale Brieftasche im Handy zu etablieren. Der Erfolg blieb bisher überschaubar. Jetzt springt Apple auf den Zug auf – und viele Branchenbeobachter verkünden auf einmal, die Ära des mobilen Bezahlens mit dem Smartphone habe begonnen.
Dabei setzt Apple auf der selben technischen Basis wie die bisherigen Anbieter auf: Grundlage ist der NFC-Nahfunk, bei dem ein Chip im Telefon Kontakt mit einem Lesegerät aufnimmt. So gesehen sei Apple Pay keine große Innovation, sagt Oliver Hommel, Branchenexperte bei der Unternehmensberatung Accenture. "Es ist nichts großartig anderes, was nicht andere auch schon machen."
Zugleich spricht aber auch vieles dafür, dass Apple den richtigen Zeitpunkt für den Markteinstieg ausgesucht hat. Zum einen wird gerade die nötige Infrastruktur im Handel aggressiv ausgebaut. Eine der Hürden war bisher, dass an zu wenigen Orten kontaktlos bezahlt werden konnte. Das ändert sich. So gab Mastercard bereits das Ziel aus, zum Jahr 2018 sollen alle Karten-Terminals in Deutschland NFC-tauglich sein – und bis 2020 alle in Europa.
"Die Banken werden aus Sicht des Kunden austauschbarer, weil sie in eine digitale Brieftasche von Apple reingepackt werden", sagt auch Accenture-Experte Hommel. Der große Verlierer der Apple-Ankündigung seien aber die Telekommunikations-Unternehmen – "denn für dieses Mobile-Payment-System braucht man sie nicht mehr". Die Telekom-Anbieter setzten jahrelang auf die SIM-Karte als Datentresor, mit Apples zusätzlichen Sicherheitschips werde das hinfällig. Um ihre Position zu halten, müssten die Mobilfunk-Anbieter die anderen Hersteller davon abhalten, dem Apple-Vorbild zu folgen. (bsc)