Apple lässt umstrittene Copyright-Klage gegen iOS-Virtualisierer fallen

Vor der außergerichtlichen Einigung warf Apple der Sicherheitsfirma Corellium Copyright- und DRM-Verletzungen vor. Die Klage stieß auf scharfe Kritik.

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iPhone

(Bild: dpa, Marcio Jose Sanchez/AP/dpa)

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Apples umstrittene Klage gegen die Sicherheitsfirma Corellium scheint Geschichte: Das Verfahren, das kurz vor Prozessbeginn stand, wurde außergerichtlich beigelegt, wie die Washington Post unter Verweis auf Gerichtsunterlagen berichtet. Details zu den Bedingungen der Einigung der Unternehmen wurden bislang nicht bekannt. Corellium bietet einen Cloud-Dienst zur Virtualisierung von iOS an, der vorrangig als Testumgebung für das Aufspüren von iPhone-Sicherheitslücken gedacht ist.

Die iOS-Virtualisierung wird weiterhin angeboten, teilte Corellium lediglich gegenüber der Washington Post mit, ohne weitere Angaben zu machen. Ende vergangenen Jahres hatte ein Richter des United States District Courts für Südflorida bereits entschieden, dass die Virtualisierung des Betriebssystems keine Copyright-Verletzung darstellt und als "Fair Use" durchgeht. Das Gericht wies auch Apples Vorwurf zurück, Corellium handele in "böser Absicht", weil die so gefundenen Sicherheitslücken nicht zwingend an den Hersteller gemeldet werden müssen. Apples Vorgehen sei "rätselhaft, wenn nicht unaufrichtig", so der Richter.

Bei Corelliums Tool handele es sich um eine "illegale Kopie" des Betriebssystems, hieß es in Apples vor zwei Jahren eingereichter Klage, das sei eine Copyright-Verletzung. Apple warf dem Anbieter zudem vor, mit dem Dienst das DRM-Umgehungsverbots unter dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) zu verletzen. Sicherheitsforscher und Bürgerrechtler kritisierten die Klage scharf: Sie sei ein gefährlicher Versuch, das DRM-Umgehungsverbot auszuweiten und könne dazu führen, das beispielsweise die Entwicklung allgemeiner Software-Tools plötzlich illegal wird, "die Dritte möglicherweise zur Entwicklung eines Jailbreaks verwenden", wie die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) bemängelte.

Das Gericht hatte im Dezember noch offen gelassen, ob es sich bei der iOS-Virtualisierung um eine DMCA-Verletzung handelt – das wäre jetzt das Thema in der offenbar nicht mehr stattfindenden Hauptverhandlung geworden. Apple könnte noch gegen die Zurückweisung einer Copyright-Verletzung Einspruch einlegen, merkt die Zeitung an.

Gerichtsunterlagen zufolge hatte Apple vor dem Einreichen der Klage versucht, Corellium zu kaufen, die Übernahmegespräche seien aber gescheitert. Apple sei "frustriert", Corelliums Technik nicht zu besitzen und die komplette Kontrolle über iOS-Sicherheitsforschung innezuhaben, hieß es in einer Eingabe der Sicherheitsfirma. Einer der Corellium-Gründer half der US-Bundespolizei FBI 2016 das iPhone eines Terroristen zu knacken. Apple hatte sich damals vehement der Forderung des FBI widersetzt, Sicherheitsfunktionen des Betriebssystems zu schwächen, um Bruteforce-Angriffe auf den Gerätecode durchführen zu können.

(lbe)