zurĂŒck zum Artikel

Apple stellt die Apple Watch vor

Nico Jurran

Spekuliert wird ĂŒber eine Smartwatch von Apple bereits seit mehr als anderthalb Jahren, nun schafft der Konzern Fakten.

Nach all der Zeit hat Apple endlich seine Vision einer Smartwatch vorgestellt – nicht unter dem Namen "iWatch", sondern als "Apple Watch". Und dabei ginge es laut Tim Cook nicht darum, ein iPhone auf ein Miniformat zu schrumpfen. Bei einem kleinen Display wĂ€ren etwa Fingergesten nicht vernĂŒnftig auszufĂŒhren.

Apple

Neuer Bedienansatz: Die Apple Watch hat neben einem Touchscreen eine "digitale Krone" an der rechten Seite.

(Bild: Apple)

Angeboten wird die Uhr in zwei GrĂ¶ĂŸen (mit einer Höhe von 3,8 und 4,2 cm) und jeweils drei Varianten: als Apple Watch, Apple Watch Sport und Apple Watch Edition (in 18 Karat Gold). Nach unseren Berechnungen mĂŒsste das UhrengehĂ€use rund 1,2 cm dick sein. Hinzu kommt eine ganze Palette von ArmbĂ€ndern mit allen möglichen Designs, Farben und Materialien. Apples erste Smartwatch soll ab Anfang 2015 geben, preislich startet das GerĂ€t ab 349 US-Dollar.

ErwartungsgemĂ€ĂŸ benötigt man ein iPhone, um alle Funktionen der Uhr nutzen zu können; einen eigenen Mobilfunk-Chip hat sie nicht. Die Kopplung mit dem Handy lĂ€uft voraussichtlich ĂŒber die stromsparende Funktechnik Bluetooth 4.0 Low Energy (LE), auch Bluetooth Smart genannt, die das iPhone seit dem Modell 4S beherrscht. Allerdings setzt die Apple Watch fĂŒr die Nutzung mindestens ein iPhone 5 voraus, auf dem iOS 8 installiert sein muss. Unklar blieb, warum die Uhr laut Apple auch mit einem WLAN-Chip (802.11b/g) ausgestattet ist.

Funktionen der Apple Watch (0 Bilder) [1]

[2]
Sensoren (Infrarot und LEDs mit sichtbarem Licht) auf der GehĂ€userĂŒckseite messen den Puls des Nutzers.

Sensoren (Infrarot und LEDs mit sichtbarem Licht) auf der GehĂ€userĂŒckseite messen den Puls des Nutzers.

(Bild: Apple)

Bereits von Beginn an war ĂŒber ein gebogenes Display spekuliert worden; tatsĂ€chlich handelt es sich um ein abgerundetes Retina-Display mit Saphirglas, dem zweithĂ€rtesten Material nach Diamant.

Trotz Touch-Display bedient man die Apple Watch mit dem auffĂ€lligsten Bedienelement, der "digitalen Krone" an der rechten Seite, mit der man zoomt, Apps startet, blĂ€ttert und per Knopfdruck auf den Home-Bildschirm zurĂŒckkehrt. Zudem lĂ€sst sich darĂŒber eine Sprachverbindung zu Siri aufbauen.

Ein Knopf unter der Krone bringt die persönlichen Kontakte auf den Vordergrund. Den sozialen Funktionen scheint Apple hier also tatsÀchlich ein eigenes Bedienelement zu spendieren. Freunden kann man dann etwa animierte Emoticons und schnell auf dem Touchdisplay angefertigte Strichzeichnungen schicken.

Auch eine weitere herausstechende Funktion der Apple Watch bezieht sich auf die Bedienung: Die um das Retina-Display der Uhr eingearbeitete Sensorik kann zwischen einem einfachen Antippen und einem DrĂŒcken unterscheiden. So kann man per „Force Touch“ innerhalb von Anwendungen andere Navigationsebenen oder Funktionen auslösen als mit einer Touch-Eingabe.

Großen Wert gelegt wurde laut Cook auch darauf, dass die Uhr sehr prĂ€zise lĂ€uft. So sei die Uhr bis auf plus/minus 50 Millisekunden genau. Gleich 11 virtuelle ZiffernblĂ€tter werden mitgeliefert, die sich laut Apple sehr stark an dem individuellen Geschmack anpassen lassen.

Der induktive Ladeadapter.

Der induktive Ladeadapter.

Das Herz der Uhr ist ein spezieller Chip namens S1, der laut Apple praktisch ein komplettes Rechnersystem auf einem Chip darstelle. In der Uhr steckt neben einem Beschleunigungssensor auch ein Pulsmesser. Die Uhr kann zwischen Stehen, Gehen und Sport unterscheiden, die einzelnen (Nicht-)AktivitÀten werden in der dazugehörigen App durch drei verschiedene Ringe dargestellt.

GPS und WLAN des gekoppelten iPhones werden genutzt, um die zurĂŒckgelegte Distanz zu messen. Apple liefert selbst eine App mit, die zum Benutzer und dessen Fitness passende Ziele vorgibt. Entwickler können mit Hilfe des Frameworks WatchKit eigene Apps schreiben und anbieten: Das SDK soll die iPhone-Apps dabei auf die Uhr "erweitern" – womit klar ist, dass zu praktisch jeder Uhren-App auch eine passende Anwendung auf dem gekoppelten Mobiltelefon laufen muss. Die Apple Watch unterstĂŒtzt außerdem auch Apples neues Bezahlsystem Apple Pay [3].

Über ein "Gentle Tap" lĂ€sst sich eine Art Morsecode an andere Apple-Watch-User senden. Die Uhr des EmpfĂ€ngers vibriert dann. Zudem lĂ€sst sich der eigene Herzschlag aufzeichnen und als Nachricht senden.

DarĂŒber hinaus beherrscht die Apple Watch die Funktionen, die man von aktuellen Smartwatches gewohnt ist. Dazu gehört etwa die Anzeige von auf dem gekoppelten Handy eintreffende Meldungen und Anrufe – einschließlich Makelfunktionen. Ebenso kann man ĂŒber die Apple Watch die Musikwiedergabe auf dem iPhone steuern oder sich von der Uhr an Termine erinnern und navigieren lassen. Und auch das Apple TV soll von der Uhr aus fernbedienbar sein. Auf der Apple Watch landen schließlich automatisch alle Bilder, die man auf dem iPhone zu Favoriten erklĂ€rt hat.

Apple machte bislang keine Angaben zur GrĂ¶ĂŸe und zur Auflösung des Displays. Dies GrĂ¶ĂŸe dĂŒrfte nach den Abbildungen aber schĂ€tzungsweise bei 1,5 bis 1,6 Zoll liegen. Bei einem Retina-Display wie beim iPhone 4 bis 5s mit 326 ppi lĂ€ge die Auflösung dann bei etwa 480 × 480 Pixel. Der quadratisch iPod nano, der der neuen Uhr ein wenig Ă€hnelt und fĂŒr den es virtuelle ZiffernblĂ€tter gab, hatte seinerzeit 240 × 240 Pixel auf 1,54 Zoll.

Die Achillesferse der Smartwatches sind bislang fraglos die Laufzeiten, die stark vom Display abhĂ€ngen: Die schicken OLEDs ziehen ordentlich Strom, wĂ€hrend E-Ink-Displays zwar den kleinen Uhrenakku schonen, dafĂŒr aber monochrom und nicht sonderlich attraktiv daherkommen. Als bester Kompromiss galt bislang die sogenannte Mirasol-Technik, grob gesagt ein schnelles farbiges E-Paper-Display. Allerdings sind Uhren mit diesen Bildschirmen vergleichsweise kontrastarm, zudem muss man den doch etwas geringen Kontrast und die Frontbeleuchtung (Backlight ist technisch nicht möglich) mögen.

Bei dem schicken Display der Apple Watch stellt sich daher die Frage nach der Batterielaufzeit. Hierzu Ă€ußerte sich das Unternehmen jedoch nicht, sondern gab lediglich an, dass der Akku ĂŒber Induktion aufgeladen wird. Im PrĂ€sentationsvideo wurde zudem betont, dass sich das Display einschalte, wenn der Nutzer den Arm hebe; daraus lĂ€sst sich schließen, dass es nicht dauerhaft eingeschaltet ist.

Eindeutige Informationen fehlen auch noch zur Frage nach der Wasserdichtigkeit – obwohl Apple die Uhr in den Einspielern immer wieder in Verbindung mit Sport brachte. Und unklar blieb schließlich, welches Betriebssystem auf der Apple Watch zum Einsatz kommt. (nij [4])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2382689

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/bilderstrecke/1337025.html?back=2382689;back=2382689
[2] https://www.heise.de/bilderstrecke/1337025.html?back=2382689;back=2382689
[3] https://www.heise.de/news/Apple-Pay-Mobil-bezahlen-mit-dem-iPhone-2382575.html
[4] mailto:nij@ct.de