Apple verhandelt über werbefinanzierten Webradio-Dienst

Um Streaming-Diensten wie Pandora entgegenzutreten, verhandelt Apple angeblich mit der Musikindustrie über Lizenzen für einen flexibleren Netz-Radiodienst, der sich über die hauseigene Werbeplattform iAd finanzieren soll.

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Apple arbeitet laut einem Zeitungsbericht an einem Online-Radio-Dienst, um seine starke Position im Musikgeschäft auszubauen. Es gehe um einen Dienst, bei dem kostenlos ein an den Musikgeschmack des Nutzers angepasstes Programm abgespielt wird, berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen. Apple habe allerdings erst vor kurzem Gespräche mit der Musikindustrie über entsprechende Rechte aufgenommen und es könnten noch Monate vergehen, bis ein solches Angebot startet. Die Verhandlungen seien diesmal "ernsthafter" als Apples vorherigen "zögerlichen" Vorstöße zu einem Streaming-Dienst.

Kostenloses iTunes-Streaming als Teil einer Promo-Aktion 2011

Apple will dem Bericht zufolge Lizenzen, die ein flexibleres und "interaktiveres" Angebot erlauben als andere Internet-Radio-Dienste. Dies könne den Nutzern beispielsweise ermöglichen, bestimmte Titel auch öfters abzuspielen.

Der iTunes Store hat Apple zum weltgrößten Musik-Verkäufer gemacht, allerdings sind inzwischen Streaming-Dienste auf dem Vormarsch. Dabei gibt es zum einen Abo-Dienste wie Spotify, Simfy oder Rdio, bei denen der Nutzer gegen eine Monatsgebühr uneingeschränkt mobil Musik hören kann. Über einen solchen Dienst habe Apple ebenfalls nachgedacht, die Idee aber verworfen, schrieb die Zeitung.

Ein weiteres Modell sind kostenlose, werbefinanzierte Internet-Radios wie der in den USA populäre Dienst Pandora, bei denen der Nutzer einer vom Anbieter zusammengestellten Playlist folgen muss anstelle die Lieder selbst auszusuchen. Apples geplanter Dienst liefert angeblich über die iAd-Werbeplattform ebenfalls Reklame aus. Der Streaming-Dienst des iPhone-Herstellers laufe auf iOS-Geräten und Macs sowie möglicherweise auch auf Windows-PCs – aber nicht auf konkurrierenden Plattformen wie Android, betonte eine der informierten Personen.

Apple experimentierte vereinzelt mit kostenlosen Streaming-Angeboten in iTunes, um Nutzern das Entdecken neuer Musik zu ermöglichen. Ein Abo-Streaming-Dienst wurde von Apple bislang allerdings nicht gestartet, weil die Höhe der Lizenzforderungen der Musikkonzerne den iPhone-Hersteller abgeschreckt habe, erklärt die Zeitung. Die Lizenzgebühren gelten auch als das größte Problem von Pandora, weil sie einen großen Teil der Werbeeinnahmen verschlingen. Der Bericht enthielt keine Hinweise darauf, ob ein Apple-Musikradio auch international verfügbar wäre – angesichts des komplexen Rechtegeflechts starten solche Dienste oft zunächst in den USA.

Mit iTunes Match hat Apple bereits einen Dienst mit Streaming-Bestandteil im Programm – allerdings erlaubt der Dienst nur den Zugriff auf bereits erworbene Musik von allen eigenen (kompatiblen) Geräten zum Jahrespreis von 25 Euro. (lbe)