zurück zum Artikel

Apple vs. Qualcomm: iPhone bald ohne Qualcomm-Chips?

Leo Becker
iPhone 7

In bestimmten iPhone-7-Modellen stecken erstmals Mobiflunkchips von Intel.

(Bild: dpa, Joel Carrett)

Aufgrund eines erbitterten Patentstreites zieht Apple einem Bericht zufolge in Betracht, in der nächsten iPhone- und iPad-Generation zum ersten Mal komplett auf Mobilfunkchips von Qualcomm zu verzichten.

Die nächste iPhone- und iPad-Generation könnte erstmals ohne Qualcomm-Modem auf den Markt kommen: Apple überlegt derzeit, die Mobilgeräte künftig nur noch mit Mobilfunkchips von Intel und möglicherweise MediaTek auszurüsten, wie das Wall Street Journal unter Verweis auf informierte Personen berichtet [1]. Dem Bericht zufolge hielt Qualcomm kritische Software zum Test der Chips in iPhone- und iPad-Prototypen zurück.

Qualcomm will neue Apple-Geräte weiterhin unterstützen, betonte ein Sprecher des Chipherstellers gegenüber der Wirtschaftszeitung – ein “für die nächste iPhone-Generation geeignetes Modem wurde bereits komplett getestet und Apple bereitgestellt”. Eine endgültige Entscheidung über die Modem-Zulieferer für das 2018er iPhone kann Apple angeblich fast bis Juni des kommenden Jahres hinauszögern – drei Monate vor der voraussichtlichen Veröffentlichung der neuen Hardware.

Über viele Jahre setzte Apple ausschließlich auf Qualcomm-Mobilfunkchips. Erst seit dem iPhone 7 und iPhone 7 Plus kommt erstmals auch der Chipriese Intel zum Zug [2] – dessen Chips stecken etwa in den für den europäischen Markt ausgelegten iPhones. Auch beim neuen iPhone 8 setzt Apple sowohl auf Qualcomm als auch Intel.

Seit längerem wird vermutet, dass Apple an einem hauseigenen Baseband für das iPhone arbeitet [3]. Der Hersteller hat in den vergangenen Jahren damit begonnen, wichtige Chips für iPhone und iPad selbst zu entwerfen, dies reicht von Prozessor über GPU, eigenem Bildprozessor bis hin zum Performance-Controller. Möglicherweise will Apple ein eigenes Baseband-Modem mit in die A-Chip-Reihe integrieren.

Apple und Qualcomm fechten seit Anfang des Jahres einen schnell eskalierenden Patentstreit aus: Apple wirft Qualcomm vor, ein "illegales Geschäftsmodell" zu betreiben [4] und ist Anfang des Jahres vor Gericht gezogen. Durch den Verkauf von Funkchips und die Lizenzierung von Technik kassiere Qualcomm doppelt, lautet Apples Vorwurf. Der Chip-Hersteller könne entweder für den Chip oder die Lizenz Geld verlangen – nicht aber für beides. Apple hat die Lizenzzahlungen an Qualcomm bereits eingestellt.

Qualcomm hat mit Gegenklagen reagiert und versucht unter anderem die ausstehenden Beträge in Höhe von über 1 Milliarde Dollar von den iPhone-Auftragsfertigern einzuklagen. Neben den USA will der Chip-Konzern auch einen iPhone-Verkaufsstopp in Deutschland erwirken [5] und inzwischen auch die Produktion der Geräte in China unterbinden [6]. (lbe [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3876811

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.wsj.com/articles/apple-is-designing-iphones-ipads-that-would-drop-qualcomm-components-1509408668
[2] https://www.heise.de/news/Marktforscher-Hoehere-Materialkosten-bei-iPhone-7-3328599.html
[3] https://www.heise.de/news/Bericht-Apple-plant-eigenes-iPhone-Baseband-2166213.html
[4] https://www.heise.de/news/Qualcomm-vs-Apple-US-Handelskommission-nimmt-iPhone-7-unter-die-Lupe-3796691.html
[5] https://www.heise.de/news/Qualcomm-will-iPhone-Verkauf-in-Deutschland-stoppen-3777009.html
[6] https://www.heise.de/news/Patentstreit-mit-Apple-Qualcomm-will-iPhone-Produktion-stoppen-3862097.html
[7] mailto:lbe@heise.de