Apples Open Source Swift: Die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit

Das quelloffene Swift dürfte zur weiter zunehmenden Adaption der Programmiersprache führen. Denn Apples bislang eher proprietäre Strategie mag Entwickler davon abgehalten haben, sich mit Swift zu beschäftigen. Mehr Informationen und eine Einschätzung.

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(Bild: Wikipedia: "Apus apus" von Keta. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported))

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Alexander Neumann
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Apple Swift – kompakt

Apple hat Swift als Alternative zu Objective-C auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Jahr 2014 eingeführt. Obwohl sie kein offizieller Nachfolger ist, haben iOS- und OS-X-Entwickler die neue Sprache schnell angenommen. Im Sommer dieses Jahres stellte Apple auf der WWDC Version 2.0 vor und kündigte gleichzeitig die Offenlegung an. Chefentwickler Chris Lattner und sein Team hatten bis zur öffentlichen Premiere vier Jahre hinter verschlossenen Türen an Swift gearbeitet.

Schön, dass Apple Wort hält und die Programmiersprache Swift noch in diesem Jahr unter eine Open-Source-Lizenz gestellt hat. Von dem Schritt wird die Sprache selbst, aber natürlich auch Apple profitieren. Denn nun ist es durchaus denkbar, dass Entwickler Apple Arbeit in Bereichen abnehmen, in denen das Unternehmen aus Cupertino für gewöhnlich nicht zu Hause ist: etwa serverseitige Anwendungen, bei denen vorrangig Linux zum Einsatz kommt, App-Entwicklung für Googles mobiles Betriebssystem Android oder auch Microsofts Windows-Welt.

Noch ist in dem Umfeld nichts Wesentliches passiert, dafür ist die Open-Source-Legung allzu frisch. Aber schon kürzlich hat das Unternehmen PerfectlySoft Software sein Interesse an einem serverseitigen Swift verlautbart und Software für den Zweck veröffentlicht. Dass Apples Sprache für die genannten Szenarien geeignet ist, davon ist angesichts der vielfach bescheinigten Produktivität durch die modernen Sprach-Features und der einfachen Erlernbarkeit auszugehen, wegen derer etliche Unternehmen mittlerweile Swift statt des angestammten Objective-C verwenden. Bekannte Beispiele kommen von Twitters Videoportal Vine, Yahoo und LinkedIn.

Eine Einschätzung von Alexander Neumann

Alexander Neumann ist seit sieben Jahren Redakteur von heise Developer und organisiert darüber hinaus mehrere erfolgreiche Entwicklerveranstaltungen.

Zusätzlich ist die Open-Source-Legung von Swift ein Image-Gewinn für Apple. Denn das Unternehmen ist zwar in einigen Open-Source-Projekten (z.B. LLVM, ResearchKit, WebKit) beteiligt, doch als große Open-Source-Community wird der Konzern nicht wahrgenommen. In einer Zeit aber, in der Open Source die Softwareentwicklung maßgeblich treibt – die meisten Entwickler wollen mit Open-Source-Software arbeiten – und quelloffene Software für produktive und qualitativ hochwertige Softwareentwicklung steht, wird ein Open-Source-Projekt wie Swift dazu beitragen, dass der eine oder andere seine Meinung zu Apple korrigiert.

Microsoft hat das bei .NET schon früher erkannt, Apple mittlerweile wohl auch. Denn in Zeiten der Cross-Plattform-Bestrebungen ist Open Source nahezu ein Muss – die meisten mit Swift konkurrierenden Sprachen sind es sowieso. Mit der Ausrichtung allein auf die eigenen Geräte ist es langfristig nicht getan, dafür ist die Systemlandschaft in den meisten Unternehmen, aber auch zu Hause zu heterogen. Erst mal liegt es aber weiterhin an Apple, wie offen es das Unternehmen tatsächlich meint. Es heißt zwar, dass Swift in einem offenen "Evolutionsprozess" entwickelt werden solle, was das aber für die Kontrolle des Projekts durch Apple bedeutet, lässt nur das Beste hoffen. Die Leitung bleibt sowieso erst mal beim Konzern, und Entwickler müssen weiterhin für Apples offizielle Sprachversion zahlen (durch die noch Apple-Hardware), zumal sie diese nutzen müssen, damit ihre Programme im App Store landen.

Als Heimat für den Code von Swift wurde der weltweit populärste Code-Repository-Dienst GitHub auserkoren, auf den mittlerweile fast jedes große quelloffene Softwareprojekt zu Hause ist. Apple hatte bislang kein eigenes GitHub-Verzeichnis – also auch das ist neu. Dessen ungeachtet finden sich auf der Website Swift.org Mailing-Listen, Bug-Reporting und Tracking-System, aber auch etliche Tools, die die Arbeit mit der Sprache vereinfachen sollen. An erster Stelle ist hier der Swift-Compiler zu nennen, der nun nicht nur unter OS X, sondern nun auch unter Linux (Ubuntu) läuft. Des Weiteren sind LLDB-Debugger, REPL-Kommandozeilenwerkzeug sowie Standard- und Core-Bibliotheken vor Ort zu finden. Dann gibt es ein noch neues Paketierwerkzeug, das die Swift-Anwendungen so vorformatiert, dass sie neben Linux und OS X auch auf watchOS (Apple Watch) und tvOS (Apple TV) laufen können.

Der Code steht unter der Apache Licence 2.0. Das bedeutet grundsätzlich erst mal, dass jeder mit dem Code arbeiten und ihn modifizieren kann. Zusätzlich gibt es eine Runtime Library Exception, die darauf hinausläuft, dass zum Beispiel über den App Store verteilte Programme keinen Hinweis enthalten müssen, dass Code von der Swift-Seite verwendet wird. Bemerkenswert ist auch, dass die Rechte bei den Entwicklern liegen. Das dürfte andere motivieren, an Swift mitzuarbeiten.

Unterdessen wurden auch Pläne zur Weiterentwicklung zusammengefasst. So werkelt man beispielsweise an API-Richtlinien, die bis zum Erschienen von Swift 3.0 erarbeitet sein sollen. In ihnen geht es um Regeln für eine einheitliche Swift API. Swift 3.0 wird des Weiteren wegen der neuen Features, zum Beispiel Interoperabilität mit C++, aller Voraussicht nach nicht kompatibel mit dem jetzigen Entwicklungsstand sein können.

Siehe dazu auf heise Developer:

(ane)