Artenvielfalt: Eine Weltkarte der unentdeckten Tierarten

Immer noch werden neue Tierarten entdeckt, andere sterben aus, ohne dass wir von ihnen wissen. Zwei Forscher wollen die Suche nun unterstützen.

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(Bild: Naypong Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Zwei Biologen haben eine Karte der noch unentdeckten Lebewesen auf der Erde erstellt, beziehungsweise eine Zusammenstellung, wo diese mit größter Wahrscheinlichkeit zu finden sind. Das Projekt baut auf der sogenannten "Map of Life" auf, einer Datenbank zur jeweiligen Verbreitung aller klassifizierten Spezies im Tierreich. Da aber schätzungsweise nur 10 bis 20 Prozent aller Spezies überhaupt erst formal beschrieben sind, haben sich Mario Moura und Walter Jetz von der Universität Yale nun der Frage gewidmet, wo es unentdeckte Tiere geben dürfte, und von welcher Tierklasse. Ihre Studie ist nun im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution erschienen.

Zusammenfassung des Entdeckungspotenzials

(Bild: Yale University)

Herausgekommen ist unter anderem eine interaktive Weltkarte, auf der sich Interessierte anzeigen lassen können, wo das Potenzial für Entdeckungen besonders hoch ist. Unterteilt wird das nach Amphibien, Vögeln, Reptilien und Säugetieren. Fast die Hälfte aller unentdeckten Tiere dürften dabei Reptilien sein, ein Viertel Amphibien. Bei den Vögeln sei das Potenzial für Entdeckungen am geringsten, ergeben die Analysen. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit demnach am größten, in Brasilien, Indonesien, Madagaskar und Kolumbien fündig zu werden. Ein Viertel aller möglichen Entdeckungen konzentriert sich auf diese vier Staaten.

Bei ihrer Arbeit haben sich die beiden Forscher auf 11 Faktoren gestützt, um das Entdeckungspotenzial einzugrenzen. So sei es naheliegend, dass große Tiere in bevölkerungsreichen Gebieten mit größerer Wahrscheinlichkeit bereits entdeckt sind, während kleine Tiere mit geringem Radius sich dem noch entzogen haben. Außerdem haben sich Daten zum Verbreitungsgebiet, zu historischen Tierentdeckungen, zu biologischen und ökologischen Charakteristiken von 32.000 bekannten Wirbeltieren ausgewertet, um ihre Prognosen zu erstellen. Gleichzeitig weisen sie daraufhin, dass es sich dabei trotzdem nur um Schätzungen und keine exakten Vorhersagen handelt.

Für die deutschsprachigen Gebiete in Mitteleuropa ergeben die Analysen kein wirkliches Entdeckungspotenzial mehr. Bei Amphibien, Vögeln und Reptilien kommt kein Gebiet in Deutschland, Österreich oder der Schweiz überhaupt über 0 Prozent, bei Säugetieren gibt es demnach noch sehr geringes Entdeckungspotenzial in den Alpen in Österreich und an der Grenze zu Deutschland.

Die Entdeckung von Vogelarten im zeitlichen Verlauf

(Bild: Map of Life, Mario Moura)

Mit ihrer Arbeit wollen die Wissenschaftler anderen Forschern dabei helfen, nach unentdeckten Spezies zu suchen. Es gebe keinen Zweifel, dass angesichts der globalen Umweltveränderungen viele Tiere aussterben, bevor wir überhaupt von ihrer Existenz wüssten, meint Jetz. Man schulde es künftigen Generationen, die Wissenslücken zu schließen. Man hoffe, nicht nur für die Suche nach unbekannten Tieren zu werben, sondern auch in der Politik für Maßnahmen zum Schutz von artenreichen Gebieten.

(mho)